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Körnerhaus und Körnerstein

Körnerhaus und Körnerstein
Körnerstein an der Dieskaustraße
Körnerstein an der Dieskaustraße

Unter der jedem Leipziger bekannten Jahreszahl 1813 vermerkt die Kleine Ortschronik für Großzschocher und Windorf im Band „Leipzig-Südwest – Aus der Geschichte eines Stadtbezirkes“ (1990): „Der bei einem Überfall durch die Franzosen schwer verletzte Lützower Theodor Körner wurde im Gutsgärtnerhaus (heute Theodor-Körner-Haus) versteckt und gepflegt“. Das Haus steht an der Kreuzung von Huttenstraße und Buttergasse, betreut wird es vom Bürger- und Förderverein Körnerhaus Großzschocher e.V., auf dessen Internetseite man selbstverständlich mehr zu der Begebenheit erfährt, unter anderem:

„Hier versorgten ihn die Häußers (damalige Gärtnerfamilie) notdürftig, und in Bauernkleidern brachte man ihn auf dem Wasserweg nach Leipzig zu Dr. Wendler, einem Freund der Familie Körner.“ Eine Häußerstraße gibt es nicht weit von der Buttergasse entfernt. Die Dieskaustraße in Richtung Knauthain hinab ist ein weiterer Hinweis auf Theodor Körner kaum zu übersehen: Zwei Schilder machen auf den Körnerstein aufmerksam, und den Weg dorthin kann man ruhigen Gewissens auf sich nehmen.

Theodor Körner, 1791 in Dresden geboren und zeitweilig Student auch in Leipzig, war Dichter („Lützows wilde verwegene Jagd“) und Freiwilliger im Lützowschen Freikorps, das gegen Napoleon kämpfte. Die schwere Verletzung vom Juni 1813 (siehe Inschrift am Körnerhaus) überlebte er, starb aber im September desselben Jahres bei einem weiteren Gefecht mit französischen Truppen.

Wir zitieren aus Reiner Gross‘ „Geschichte Sachsens“ aus dem Jahr 2001: „Erst vier Jahre später (also 1813 – G.L.) nahmen auch sächsische Freiwillige etwa im Lützow’schen Korps am Kampf gegen die napoleonischen Truppen teil, allen voran der ‚Sänger der Freiheitskriege‘ Theodor Körner, Sohn des Dresdner Appellationsrates Christian Gottfried Körner, Vertrauter und Freund Schillers.“ – Da passt es gut, dass das Schillerhäuschen in Gohlis ähnlich klein und alt ist wie das Körnerhaus bzw. -häuschen in Großzschocher.

Und noch ein Zitat, diesmal aus dem großen und schweren Band „Leipzig – Dokumente und Bilder zur Kulturgeschichte“ von Wolfgang Schneider aus dem Jahr 1990: „Körner hatte in Leipzig Philosophie, Geschichte und Naturwissenschaften studiert, war aber der Universität verwiesen worden, nachdem er sich als Wortführer bürgerlicher Kommilitonen, die mit adligen in Streit geraten waren, duelliert hatte. Auf dem damaligen ‚Schneckenberg‘ (heute Standort des Opernhauses) schrieb er am 24. April 1813 sein von Carl Maria von Weber vertontes Lied ‚Lützows wilde Jagd‘. Am 17. Juni desselben Jahres als Adjutant Lützows bei Kitzen schwer verwundet, wurde er in Leipzig gesundgepflegt (Gedenktafel Huttenstraße 2).“

Schließlich ein letztes, gefunden in Bernd Weinkaufs „Leipziger Denkmale – Eine Miniatur“ von 1987. Darin erzählt Frau Häußer aus der oben erwähnten Zschocherschen Gärtnerfamilie über die Pflege von Theodor Körner: „Er wehklagte sehr und war voller Blut und Schmutz, daß ich drei volle Tage habe waschen müssen und dennoch aus seinem großen schwarzen Reitermantel das Blut nicht herausging. Es war ein langer, ernsthafter und freundlicher Herr und war gar standhaft, als ihm der Klein-Zschochersche Chirurg die Kopfwunden zunähte.“

www.koernerhaus-leipzig.de

Text auf dem Gedenkstein am Ring (gegenüber vom Standesamt im Stadthaus): „Hier wurde Theodor Körner nach seiner Verwundung bei Kitzen (17. Juni 1813) von der Dr. Wendlerschen Familie liebevoll gepflegt. Körner-Verein Leipzig.“