Bücher Historie

Mehr lesen, wissen, können

Mehr lesen, wissen, können

Die Werbung des Leipziger Komissions- und Großbuchhandels (LKG) kennt in Leipzig sicherlich jeder. In der Prager Straße reckt das „Lesemännchen“ ein Buch in die Höhe, darunter prangt der optimistisch-fortschrittliche Slogan „Mehr lesen wissen, können“. In den letzten Jahren stand der zugehörige Gebäudekomplex leer, doch seit einigen Wochen tut sich dort was.

Die CG-Gruppe, die u.a. das Interdruck-Palais in der benachbarten Dresdner Straße wiederbelebt hat, möchte im zukünftigen LKG-Carré „eine stilvolle Mischung aus altem Fabrikcharme und modernem Wohnen“ bieten, „332 Wohnungen gehobener Ausstattung, einige Büro-/Ladenflächen sowie eine Tiefgarage“ sollen entstehen. Die Ecke zur Stephanstraße wird bebaut, auf der Internetseite des Unternehmens zeigt ein Bild, wie das bald aussehen soll.

Das zugrundeliegende und in Leipzig oft schon umgesetzte Modell heißt „Wohnen, wo einst gearbeitet wurde“. Wir staunen, dass in unserer Ex-Armutshauptstadt (seit kurzem nur noch Platz 2) solch ein Bedarf an hochwertigen Immoblien zu herrschen scheint, finden allerdings teure Wohnungen besser als Leerstand und Verfall (auf den letztendlich Abriss folgen würde). Noch besser wären Normalverdienerwohnungen …

Weil wir vorhin beim Lesemännchen, alter Reklame waren: Ebenfalls in der Prager Straße, dort, wo sie noch Johannisplatz heißt, befand sich früher die Fewa-Frau* (Johanna). Sie sah aus wie Micky Maus und wusch an einem Giebel gleich beim Optiker Truckenbrod („Bei Augennot hilft Truckenbrod“) Seifenblasen aufwirbelnd Wäsche. Und am Eingang zur Talstraße wurde für Isolator-Zündkerzen geworben (heute im Museum der Bildenden Künste zu sehen).

Buch- und Architekturgeschichtliches zum LKG-Komplex (vormals saßen dort Koehler & Volckmar) hat Sabine Knopf in ihrem immer wieder zu lobenden historischen Reiseführer „Buchstadt Leipzig“ zusammengetragen.

Nachtrag am 21.11.2013: Die CG-Gruppe verwandelt nicht nur die LKG in Wohnungen, sondern auch das ehemalige Technische Rathaus dahinter. Das schreibt heute die Leipziger Volkszeitung. Der „Elfgeschosser in der Prager Straße 20/28 … war in den späten Siebzigern für das DDR-Chemieanlagenbaukombinat Leipzig-Grimma errichtet worden … Etwa 400 Wohnungen plant CG in diesem Gebäude“ und wird es wohl bald mit lichtbringenden Einschnitten versehen. Darum: Schnell noch den jetzigen Zustand fotografieren! (Haben wir gemacht, siehe unseen Beitrag „Ehem. Technisches Rathaus 2014-2021“ vom September 2021)

* siehe unseren Beitrag „In der MoMa entdeckt“ (Januar 2014)