Historie

Verlassene Bahnhöfe VI

Verlassene Bahnhöfe 6

Wir „sammeln“ Bahnhöfe. Unter der Überschrift “Bahnhöfe kommen unter den Hammer” wies die Leipziger Volkszeitung am 24.11.2012 auf eine Grundstücksauktion hin, bei der auch die Bahnhofsgebäude in Thekla und Paunsdorf versteigert werden sollten. “Zu beiden Objekten gehören rund 1200 Quadratmeter Fläche, die Einstiegsgebote liegen deutlich unter 10000 Euro”, hieß es weiter.

Mitte Januar 2013 sah es weder in Paunsdorf noch Thekla so aus, als hätte jemand die Immobilien gekauft. Stattdessen herrschten winterliche Romantik und Einsamkeit. Obwohl – in Thekla wurde sogar gearbeitet, ein Nebengbäude war besetzt. In Paunsdorf hingegen kann man sich lediglich versetzen – in die Vergangenheit hinein, als die Station (die die Bahn 2004 offenbar zum Grünen Bahnhof umgestaltete*) noch bewirtschaftet wurde.

Damals – in der Vergangenheit – aßen wir Sülze mit Bratkartoffeln im Böttgereck (später: Restaurant Achilles), tranken Bier im Deutschen Hof und der Friedensburg oder Pfeffi im Klubhaus „Walter Barth“ (heute: Lovania Akademie) – wir hatten Verwandtschaft in Paunsdorf. In Thekla kannten wir niemanden, waren lediglich als Kinder mal am Bagger baden gewesen. Umso interessanter war die Besichtigung des Bahnhofs in der Theklaer Straße 110, ganz nah am Bagger (Naturbad Nordost). Die Kleingartensparte neben den Gleisen trägt den Namen RB, was an dieser Stelle nicht für Red Bull, sondern für Reichsbahn steht.

Eins noch zu Paunsdorf: Unsere Verwandtschaft wohnte in den 1980er Jahren im Röschenhof. Der Straßenname wurde durch einen Beschwerdeanruf beim MDR, nachzuhören u.a. auf www.radiopannen.de (Rubrik: Professionell), berühmt. Knackpunkt: Wird der Röschenhof mit sch gesprochen oder wie kleine Rosen? Zugegeben: Wir haben es früher falsch gemacht …

Nachtrag 1: Am 04.01.2015 fanden wir den Bahnhof Paunsdorf auf Immobilienscout 24 für 39.000 Euro (Wohnfläche circa 100 Quadratmeter, Grundstück circa 1.800 Quadratmeter; „Für Bahnliebhaber!“, heißt es weiter auf Künne Immobilien, dort sind sogar Innenaufnahmen zu sehen).

Nachtrag 2: Wie die Leipziger Volkszeitung am 20.04.2016 schreibt und auf etlichen im Internet zu findenden Bildern zeigt, hat es am 19.04.2016 im Bahnhof Paunsdorf gebrannt – Ursache: Brandstiftung.

*25. Mai 2004: „In jedem Bahnhofsmanagement Deutschlandweit soll mindestens ein ‚Grüner Bahnhof‘ entstehen, so der Aufruf des Vorstandes von DB Station&Service AG. Im Bahnhofsmanagement Leipzig – mit insgesamt 175 Bahnhöfen – fiel die Wahl auf den Bahnhof Paunsdorf. … Mitarbeiter und Auszubildende im Bahnhofmanagement erarbeiteten seit Anfang März ein Konzept mit der Maßgabe, bereits vorhandene Bepflanzung im Bereich des Bahnsteiges 2/3 zu erhalten, sinnvoll zu ergänzen und so umzugestalten, damit auf der Fläche von ca. 1400 qm ein Wartebereich mit Sitzgruppe mitten im ‚Grünen‘ entstehen kann. … Um den Reisenden den Aufenthalt auf dem Bahnsteig noch angenehmer zu gestalten, wurden neben Rot-Dorn, Heckenberberitze, Wild Rose und Stechapfel, acht weitere Arten von Sträuchern, Bodendeckern und Laubbäumen auf der Grünfläche arrangiert. Die Leiterin des Bahnhofsmanagements Leipzig, Ute Stuhr ist stolz, ‚In nur drei Monaten ist es uns mit der Hilfe aller Unternehmensbereiche gelungen den ersten – Grünen Bahnhof – in Leipzig zu gestalten‘. Die Pflege der neuen Bepflanzung wird künftig von Mitarbeitern von DB Services im Rahmen der regelmäßigen Reinigung der Verkehrsstation realisiert.“
(Quelle: www.drehscheibe-foren.de)