Historie Schöne Plätze

Wie die Hotels früher hießen

Wie die Hotels früher hießen

Das erste Haus in Leipzig war jahrzehntelang das Hotel Astoria am Hauptbahnhof. Es steht noch, ist aber lang schon geschlossen. Das spektakulärste Hotel war (und ist?) das von Japanern errichtete 29etagige Hochhaus in der Gerberstraße, zunächst benannt nach dem Handelsgott Merkur. Stilvoll wirken der Fürstenhof, Victor’s Residenz-Hotel und das Seaside Park Hotel – wir wählen das Wort wirken, weil wir nie drin waren, ist alles nicht unsere Preisklasse. Nicht schlimm – uns geht es an dieser Stelle lediglich um die alten Namen der Herbergen.

„Natürlich mußten auch neue Hotelbauten dem steigenden Fremdenbesuch dienlich gemacht werden; sie ‚wuchsen‘ in kühner Konstruktion empor. Hotel ‚Am Ring‘ am Karl-Marx-Platz, Hotel ‚Stadt Leipzig‘ gegenüber dem Hauptbahnhof und das Hotel ‚Zum Löwen‘ entstanden neu“, heißt es 1973 in „Leipzig“ aus dem F.A. Brockhaus Verlag.

Der 1981er „Tourist Stadtführer-Atlas Leipzig“ aus dem Tourist Verlag zählt wie folgt auf: „Betriebe der Vereinigung INTERHOTEL: Merkur, 7010, Gerberstr. 15, … Astoria, 7010, Platz der Republik 2, …, Am Ring, 7010, Karl-Marx-Platz 5/6, …, International, 7010, Tröndlinring 8, …, Stadt Leipzig, 7010, Richard-Wagner-Str. 1/6, …, Zum Löwen, 7010, Rudolf-Breitscheid-Str. 1, …“Wir haben jeweils die Telefonnummern ausgespart. Es schließt sich eine Übersicht weiterer Häuser („HO-Hotels“) an, in der u.a. das Hotel Continental am Georgiring 13, das Parkhotel, Richard-Wagner-Straße 7, das Hotel Nord, Gohliser Straße 25, sowie das Hotel Hochstein in der Paul-List-Straße 5 auftauchen. Zur Erklärung: 7010 war die Postleitzahl des Leipziger Zentrums, Interhotel die teuerste Kategorie.

„In den Jahren 1978 bis 1981 wurde das Interhotel ‚Merkur‘ von dem japanischen Unternehmen ‚Kajima Corporation Tokio‘ erbaut“, schreibt Wolfgang Hocquél 1983 in „Kunstgeschichtliche Städtebücher: Leipzig“ (E.A. Seemann Verlag), einem Vorläufer seines Anfang der 2000er Jahre herausgekommenen Standardwerkes „Leipzig – Architektur von der Romanik bis zur Gegenwart“ (Passage-Verlag; die 3. Auflage ist erschienen). Angesichts der japanischen Erbauer erklärt sich auch der japanische Garten (zur Gerberstraße hin) und die Existenz eines japanischen Restaurants im Haus.

Hotel Merkur = The Westin
Hotel Astoria = geschlossen
Hotel am Ring = Radisson Blu Hotel (Hotel Deutschland, siehe unten)
Hotel International = Hotel Fürstenhof
Hotel Stadt Leipzig = abgerissen (unsere Abbildung zeigt eine alte Postkarte aus dem Dick-Foto-Verlag, Erlbach i. V., rechts im Hintergrund ist der Hauptbahnhof zu sehen bzw. zu erahnen)
Hotel Zum Löwen = Best Western Hotel Leipzig City Center
Hotel Continental = Victor’s Residenz-Hotel
Parkhotel = Seaside Park Hotel
Hotel Hochstein = Hotel Am Bayrischen Platz
Hotel Nord = Hotel de Saxe

Aus der Chronik der Stadt Leipzig für 1990 (zu finden auf leipzig.de):
27.08.: Das „Hotel am Ring“ – 1973 so umbenannt – erhält den Namen „Hotel Deutschland“ zurück, unter dem es 1965 eröffnet worden war.

Aus der Chronik der Stadt Leipzig für 1992 (zu finden auf leipzig.de):
12.03.: Nach 153 Tagen sind die Rekonstruktionsarbeiten am Hotel „Stadt Leipzig“ abgeschlossen. Alle 352 Zimmer sind auf internationalen Standard gebracht und die Fassade mit einer Wärmeisolation versehen worden.
31.07.: Mit einem Abschiedsessen für die Mitarbeiter schließt das Hotel „International“ seine Pforten. Das denkmalgeschützte Gebäude wird umgebaut und soll voraussichtlich in zwei Jahren unter dem ursprünglichen Namen „Fürstenhof“ wieder öffnen.

Aus der Chronik der Stadt Leipzig für 1993 (zu finden auf leipzig.de):
01.01.: Das Hotel Merkur trägt nunmehr den Namen Inter-Continental Leipzig, nachdem diese japanische Hotel-Gruppe das Haus übernommen hat.

Aus der Chronik der Stadt Leipzig für 1994 (zu finden auf leipzig.de):
30.09.: Zum letzten Mal ist das Hotel „Stadt Leipzig“ geöffnet. Die Deutsche Interhotel GmbH hat sich von verschiedenen Hotelobjekten, darunter auch vom Hotel „Stadt Leipzig“, getrennt, um Mittel für die Rückzahlung von Krediten zu bekommen. Der neue Eigentümer, eine Kölner Immobilienfirma, will auf dem Gelände zwei Wohn- und fünf Bürohäuser sowie zwei Hotels errichten.

Nachtrag im März 2016: Im Lindenauer Teil der Georg-Schwarz-Straße gibt es ein Hotel Astoria (www.centro-hotels.de)! Wir haben gestaunt, fotografiert und im Netz nach den vier vorherigen Namen geschaut: Admiral, Regency International, Central und Hotel Lindenau. +++ Am 10. Juli 2019 berichtet die LVZ von diesem zweiten Hotel Astoria in unserer Stadt, die Kollegin Kerstin Decker ist ebenso zufällig darauf gestoßen wie wir damals. Beim sofortigen Überprüfen im Internet stellt sich heraus, dass das Lindenauer Astoria mittlerweile kein Centro-Hotel mehr ist wie das „Vier Jahreszeiten“ (2020: Hotel Big Mama) am Hauptbahnhof, sondern jetzt zur Castlewood-Gruppe gehört (www.leipzig-hotel-astoria.com).

Nachtrag im Februar 2024: Post aus dem Schwarzwald! Jacques Moreau ließ uns eine Klappkarte vom Hotel Deutschland aus dem Nachlass seiner Nachbarin, die aus Leipzig stammte, zukommen. Das ist überaus freundlich und aufmerksam. Herzlichen Dank! Auf dem Aufsteller in der Mitte des Bildes ist l’Unità zu lesen, der Name der Zeitung der italienischen Kommunisten, am Hochhaus sieht man oben links das Logo der Staatlichen Versicherung der DDR und auf dem Dach der Ringbebauung rechts steht: TAKRAF liefert in alle Welt.