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Der Monte Scherbelino

Der Monte Scherbelino

Der Monte Scherbelino ist der Scherbelberg, zu finden im hinteren Teil des Rosentals (ausgeschildert als Rosentalhügel). Von seinem Aussichtsturm kann man über die ganze Stadt gucken – die ist ja auch flach wie die Leipziger Tieflandsbucht. Und weil wir Flachländler Berge nicht gewöhnt sind, strengt das Hinaufradeln auf den Monte ganz schön an. Anschließend noch die Treppenstufen dieses Wackelturms, vor dessen Betreten wir Nichtschwindelfreie warnen wollen. Es sei denn, sie sind ganz allein dort, dann wackelt der Turm nicht sonderlich.

Ebenfalls wackelig, sogar wenn man ganz allein auf ihr entlang läuft, ist die Kettenbrücke über die Parthe hinterm Scherbelberg. Auf der kann allerdings niemandem schwindlig werden. Und wir müssen nicht bis in den Wörlitzer Park fahren, um uns mal durchschaukeln zu lassen.

Der Titel „Leipzig“ aus der Reihe „Brockhaus-Souvenir“ (wir haben ein Exemplar von 1986, in das auf die letzte Seite kurioserweise ein Preis von 2 Rubeln und 43 Kopeken gestempelt ist) erzählt „von dem stählernen Aussichtsturm, der auf dem 20 Meter hohen Scherbelberg – Ergebnis von 60000 Pferdefuhren Hausmüll – seinen Platz gefunden hat“. 20 Meter – darf man da schon Berg sagen? Ja, in Leipzig darf man das.

Im von uns oft zitierten „Tourist Stadtführer-Atlas Leipzig“ erfahren wir, dass der Turm an sich 22 Meter Höhe aufzuweisen hat und 1975 fertiggestellt wurde. Und in „Gruß aus Leipzig – Das alte Leipzig auf Bildpostkarten“ (Koehler & Amelang, 1989) ist der alte Aussichtsturm zu sehen und diese Erläuterung angefügt: „Rosental mit Scherbelberg, um 1900 / Bereits 1318 als ‚Rosinthal‘ erwähnt, bis 1837 nur als Wirtschaftswald genutzt, dann Umgestaltung als Naturpark. / Ab 1887 Müllaufschüttung zum ‚Scherbelberg‘, Einweihung als Ausflugsziel am 22. Juni 1896 mit 15 Meter hohem Aussichtsturm nach Entwürfen von Hugo Licht.“

Ulla Heises Buch „Zu Gast im alten Leipzig“ wiederum zeigt auf Seite 14 eine Spaß-Postkarte von (ungefähr) 1925 vom (fiktiven) „Hotel Monte Scherbelino“, auf der steht u.a.: „Nur für Schwindelfreie!“, „5000 cm hoch über d. Pleißen-Spiegel“, „Im Sommer jeden Abend erstkl. FROSCH-KONZERTE auf allen umliegenden Seen“.

Zusammenfassend lesen wir auf www.leipzig.de: „1896 erhielt der Rosentalhügel einen 15 Meter hohen hölzernen Aussichtsturm, der von Hugo Licht entworfen wurde. Der Turm brannte am 4. Dezember 1943 ab. Heute kann man das Rosental am besten vom 1975 gebauten 20 Meter hohen stählernen Nachfolger betrachten.“ Jetzt aber hin und selbst geguckt!

Nachtrag am 19.06.2014: Auf Hinweis eines Lesers (Allerbesten Dank!) haben wir uns heute auf YouTube den Scherbelbergwalzer (www.youtube.com/watch?v=tirzSkr36fg) angehört, „komponiert von Friedrich Traugott Munkelt, hier in einer Aufnahme mit dem Kristall-Künstler-Orchester, Gesang: Paul Dorn in sächsischer Mundart“. Ein echtes Fundstück!