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Verlassene Bahnhöfe III

Verlassene Bahnhöfe 3

Als verlassen kann man den Wiederitzscher Bahnhof eigentlich nicht bezeichnen, denn hier wird zumindest noch gearbeitet. Orangefarbene Bahn-Mitarbeiterjacken hängen in der Tür, einige Räume sind genutzt, andere wie in anderen Bahnhöfen zu mieten. Ganz gewöhnliche Passagiere allerdings sieht man hier nicht mehr, im Informationskasten fehlen die Informationen zu Abfahrt und Ankunft. Güterverkehr scheint aber noch abgewickelt zu werden. Oder wird doch gänzlich abgewickelt? Rückgebaut – wie die sagen, denen das Wort Abriss zu deutlich ist.

Nähert man sich von der Bahnhofstraße, fällt einem die hübsche Anlage des Wiederitzscher Bahnhofes auf. Eine kleine Allee führt auf einen kopfsteingepflasterten ovalen Platz für Hinbringende und Abholende. Hier könnte man Kutschen hinstellen und Filme drehen. Das Bahnhofsgebäude wirkt gründerzeitlich-repräsentativ, der Bahnsteig regelrecht weiträumig und schön nostalgisch die Holz-Glas-Überdachung der Unterführung. Zu betreten ist letztere schon nicht mehr.

Kommt man von der Südtangente (ein unerwarteter Straßenname im Norden der Stadt), erblickt man Nebengebäude und an einem davon einen Slogan aus den Anfangstagen der DDR: „Die deutsche Jugend liebt den Frieden“. Weiterhin ist hier von „Güterabfertigung“ und „Weichenheizung“ zu lesen. Mal sehen, wie lange noch.

siehe auch unseren Beitrag „Bahnhöfe zu verkaufen“ vom August 2012

Im Herbst 2024 waren wir wieder am Bahnhof Wiederitzsch, da Julius uns mitgeteilt hatte, dass der Spruch mit der friedliebenden Jugend jetzt vollständig zu sehen wäre. „Vorwärts nach Berlin!“, lautet die zweite Zeile. Danke, Julius!