(J.R.) Der Anführer heißt Egon Olsen, daher der Name Olsenbande. Sie besteht aus dem genannten Chef, dem Fahrer Benny Frandsen und dem ängstlichen Kjeld Jensen, der das Material für die Coups zusammenträgt. Die Olsenbande ist Kult – vor allem in Ostdeutschland, kamen doch hier die Filme im Kino und im Fernsehen und konnten sich die Menschen zu jener Zeit gut in die Lage des Gaunertrios versetzen. Auch hier versuchte man, aus wenigen Mitteln etwas zu machen oder eben zu improvisieren.
Man glaubt, so ziemlich alles über die Olsenbande-Filme zu wissen. Weit gefehlt! Vor 25 Jahren gründeten Paul Wenzel aus Radebeul und Steffen Paatz aus Leipzig den Olsenbanden-Fanclub Deutschland. Er existiert bis heute. Sie lebten in einer WG im Leipziger Osten. Die 82 Quadratmeter große Wohnung in der Langhansstraße war zu jener Zeit vollgestopft mit Requisiten aus den Filmen. An den Wänden waren Poster sowie Filmplakate angebracht, selbst ein Nummernschild von Bennys Film-Chevy nannten sie ihr eigen.
Inzwischen wohnen die Beiden aber längst dort, wo die 14 Streifen um Egeon, Benny und Kjeld entstanden, in Dänemark. Genauer gesagt in Snedsted, Nordjütland. „Hier haben wir auch zu unserem neuen Buch ‚Die Olsenbande in Thy‘ (Film, Aufnahme und Drehorte) recherchiert“, sagt Paul Wenzel, der mittlerweile perfekt dänisch spricht und wie sein Kompagnon im Tourismus arbeitet. „Wir haben Anwohner interviewt, Einblick in verborgene Unterlagen und sogar ins Drehbuch genommen.“
Die zwei Enthusiasten haben schon so einige spektakuläre Aktionen angekurbelt. Erinnert sei an eine Ausstellung und Versteigerung von Olsenbande-Utensilien und Fanartikeln auf der Freizeitmesse „Modell – Hobby – Spiel“ in Leipzig. Mitglieder ihres Clubs organisierten Reisen nach Dänemark zu den Drehorten der Filmreihe sowie Treffen und Autogrammstunden mit Benny-Darsteller Morten Grunwald († 2018) oder Jes Holtsø (* 1956), dem dänischen Schauspieler und Bluessänger, der durch seine Rolle als Børge bekannt geworden ist.
Ihre bisher aufsehenerregendste Aktion war jedoch die Rettung des Originalstellwerks aus dem Film „Die Olsenbande stellt die Weichen“ aus dem Jahr 1975. Der Turm stand in Kopenhagen auf dem Güterbahnhof und war einer der Drehorte. Die Bahn wollte das Gebäude abreißen. Da hatten die Fans einen Plan. Nach monatelangem Austausch, Spendensammeln und Organisieren konnte das „Gelbe Palais“ gerettet werden. Die Leipziger suchten einen neuen Standort und Verwendungszweck und transportierten das Stellwerk nach Gedser. Nun können Besucher und Fans den restaurierten Schauplatz inklusive eines kleinen Museums im Süden von Dänemark besichtigen. Doch damit nicht genug: Im Turm ist eine Filmszenerie nachgestellt und der Leipziger Fanclub hat über jene eindrucksvolle Rettungsaktion sogar eine sehenswerte DVD produziert.
Durch das markante Tor des Staatsgefängnisses Vridsløselille in Albertslund in Kopenhagen kam nach verbüßter Haftstrafe Bandenchef Egon Olsen geschritten, fast immer mit einem Plan unter dem Arm, und wurde von seinen Kumpanen in Empfang genommen. Seit 2019 steht die Haftanstalt zum Verkauf, da sie den Sicherheitsmaßnahmen nicht mehr gerecht wird. Paul Wenzel und Steffen Paatz wollten ein Hotel daraus machen, das Egon-Olsen-Hotel, leider wurde nichts daraus.
Doch der nächste Coup kündigt sich an, steht wohl kurz vor der Fertigstellung. Seit 2019 hat der Olsenbanden-Fanclub Deutschland Geld für lebensgroße Bronzefiguren von Egon, Benny und Kjeld gesammelt. Die Statuen sollen den berühmten Gänsemarsch der Olsenbande darstellen. Die benötigten zwei Millionen Kronen kamen unter anderem durch den Verkauf von Weihnachtskalendern und Ministatuen sowie durch die Unterstützung von drei Stiftungen zusammen. Die fehlenden letzten 500.000 Kronen (circa 67.000 Euro) wurden von einer Einzelperson zur Verfügung gestellt, die anonym bleiben möchte. Wenn alles nach Plan läuft, sollen die Olsenbanden-Figuren jetzt im Mai 2025 auf dem Platz Tingsted im Kopenhagener Stadtteil Valby eingeweiht werden. Fazit: Die Legende lebt, auch dank zweier positiv verrückter Menschen aus Sachsen.
Wir danken Filmfreund Jens (J.R.) für diesen Beitrag und dem uns unbekannten Gestalter der Wand in Lausen!