„Ich frage mich seit Jahrzehnten, was das ist“, sagt Tilo, an der Ecke von Thiem- und Václav-Neumann-Straße (bis 2000 Liebertwolkwitzer Straße) stehend. „Wasserwirtschaft tippe ich“, meint er und schaut zu den beiden Bauwerken. Auf deren Geländern saßen früher die Halbstarken, an denen der kleine Tilo vorbei musste, wenn er in die Kaufhalle ging.
„Ich habe in der Gletschersteinstraße gewohnt. Die Kaufhalle stand und steht in der Thiemstraße. Meine Schule war die 128. POS ‚Egon Erwin Kisch'“, erinnert er sich. „Es gab damals zur Versorgung einen Bäckerladen und ein Molkereigeschäft in der Naunhofer Straße. Auch eine Drogerie und ein Gemüseladen lagen dort zwischen Gletschersteinstraße und Kommandant-Prendel-Allee nebeneinander. Etwas weiter entfernt gab es den Konsum in der Gletschersteinstraße. Und wenn man einen ‚Großeinkauf‘ machen wollte, ging man in die Kaufhalle Thiemstraße.
Dazu bediente ich mich mit großer Begeisterung einer als ‚Hackenporsche‘ verschrieenen Einkaufstasche auf Rädern, die mir zwar das Schleppen der tropfenden Milchtüten komfortabel abnahm, das Vorbeikommen an den Halbstarken aber nicht gerade erleichterte. Mit etwas Diplomatie und noch mehr Vorsicht wurde es jedoch nie zu einem Problem. Heute bin ich oft auf dem Spielplatz in der Thiemstraße und gucke, während die Kinder spielen und klettern, auf die beiden Eingänge der seltsamen Anlage. Dabei kam die Frage wieder hoch, was sich wohl darunter verbirgt.“
Wir sind gleich mal hingefahren, haben die Kaufhalle, die sich zum Wachrufen von Erinnerungen sehr gut eignet, besucht und Mutmaßungen angestellt. Wenn es nicht die Wasserwerke sind, die hinter bzw. unter diesen Bauwerken stecken, dann muss das wohl ein Bunker gewesen sein. Wer kennt die Wahrheit? Tilo und wir freuen uns über Eure Erinnerungen und Hinweise!
Und das flutscht! Nicht lang nach der Veröffentlichung dieses Beitrags teilte Gunter mit: „Bin als Kind mal drin gewesen, ist ein Bunker.“ Und Frank konkretisierte: „Gehörte ursprünglich zur ZV, Zivilverteidigung der DDR.“ Ein paar Tage später meldete sich Heike. Der Bunker sei in den 1970ern verschlossen worden. „Aber ab und zu wurde er aufgebrochen. War übrigens ein Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Sollte theoretisch auf Atom umgerüstet werden, aber das ging nicht, darum wurde ein neuer gebaut am ehemaligen Eilenburger Bahnhof. Bin selbst nie drin gewesen, aber war sehr gerne auf dem darüberliegenden Spielplatz. Der war wie ein Schiff gestaltet und hieß daher Buddeldampfer. Die obige Geschichte habe ich von meinen Großeltern und meiner Mutter gehört, die schon immer in Stötteritz gewohnt haben. Das rote Backsteingebäude (Foto, oben rechts) ist übrigens der Rest der Roten Schule, diese wurde leider beim ersten Luftangriff auf Leipzig zerstört. Übrig blieb nur die Turnhalle.“ Allerbesten Dank für Eure interessanten Informationen!