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Zu Besuch bei Rüdiger

Zu Besuch bei Rüdiger

„Zum grauen und nassen Wetter am Morgen spielen die im Radio auch noch depressive Lieder“, stellte ein Kollege kürzlich fest und verriet, dass er sich ganz schön zum Aufstehen motivieren musste. „Grau und nass?“, stutzen wir, ignorierten das Depressive und machten uns bei nächster Gelegenheit auf den Weg zum Friedhof Plagwitz.

Eine Freundin hatte uns mit leuchtenden Augen vom dortigen Kater Rüdiger erzählt, der sei immer da und spüre, wenn jemand Trost brauche. Sie zeigte uns auf YouTube einen Film vom MDR, einen Film über Rüdiger. Wir brauchten zwar zum Glück keinen Trost, waren aber nun umso neugieriger.

Der besagte Friedhof hält sich hinter der Spinnerei versteckt, seine Mauern grenzen an die Gleise, die auf der anderen Seite am Bahnhof Plagwitz und dessen besuchenswerter Billard-Burger-Kneipe Bi-Ba-Bo vorbeiführen. In der Stockmannstraße waren wir noch nie – hübsche kleine Häuser, eine gemütliche Ecke!

Und kaum hatten wir den Friedhof betreten, sahen wir Rüdiger (sonst wären wir auch enttäuscht gewesen). Der Rotgetigerte saß auf einer Bank und merkte sofort, dass es uns gut ging, hier musste er keinen Beistand leisten. Also liefen wir ohne ihn über das Areal, registrierten traurige Frauen aus Stein und prunkvolle Stätten des Gedenkens.

Zwei davon fielen besonders auf, sie erinnern an den Landmaschinenbauer Rudolph Sack (1824-1900; später BBG = Bodenbearbeitungsgeräte) und an Carl Ernst Mey (1844-1903) vom Versandhandel Mey & Edlich – der Schriftzug prangt prominent neben der Könneritzbrücke von einer schicken Ziegelwand.

Und von wegen grau und nass – in Plagwitz kam die Sonne durch! Das war auch was für Rüdiger, der nach unserer Runde noch immer im Eingangsbereich herumlungerte und sich empfänglich für Geknuddeltes zeigte.

www.friedhofsverband-leipzig.de