So viel Zeit und Geld haben wir gar nicht, wie es Gartenkneipen in Leipzig zu testen gäbe. Dennoch sind wir wöchentlich zum Teil mehrmals in dieser selbstgewählten Mission unterwegs. Diesmal aßen wir u.a. Schnibro* hinter der Pferderennbahn und am Kulkwitzer See.
Der Kleingartenverein Südvorstadt an der Rückseite der Rennbahn wurde 1874 gegründet – vor 140 Jahren! Die gleichnamige Kneipe erreicht man vom Schleußiger Weg aus. Zwischen der Hochstraße und der Pleiße steht sie direkt an der Straße. Dennoch sitzt man auf ihren Terrassen, einer oberen und einer unteren, wie gewünscht fern vom Lärm.
Gemütlich unterm Blätterdach eines riesigen Baumes, zwischen Gärtner-Opis beim Bier und etwas jüngeren Südvorstädtern essen wir Bauernfrühstück (4,80 Euro), Schnibro (4,90 Euro) bzw. Eisbein mit Brot (9,90 Euro). Dazu bestellen wir Cola, Tonic, Apfelschorle und Radler, das 0,3-Liter-Glas kostet hier um die 1,50 Euro – ein deutlicher Unterschied zur nahen Karl-Liebknecht-Straße.
Unter den vielen Fahrrädern am Haus lehnt sogar ein Rattenfahrrad**, rundum rostig und mit Ostfußballklub-Aufklebern verziert. Ebenfalls kurios, jedoch vom Kunstschmied sicher mal anders gemeint gewesen ist die FDJ-Symbolik (blau-gelb, aufgehende Sonne) der Eingangstore. Hoffentlich sieht das der Dr. Feist nicht, der macht sonst wieder einen Aufstand wie vor ein, zwei Jahren am Völkerschlachtdenkmal wegen des Badewannenrennens …
Eine Gartenkneipe im eher weiteren Sinne haben wir am Kulkwitzer See besucht – das Café & Bistro an der Wasserski-Anlage. Hier saßen wir wie im Gardasee-Urlaub direkt am Wasser mit Laterne und Geländer. Für Unterhaltung sorgen die vorbeikreisenden Wasserski- bzw. Wakeboard-Fahrer, während die schnelle und freundliche Bedienung zum Beispiel Schweizer Schnitzel (mit Schinkenwürfeln, Tomate und Mozzarella) sowie auch wieder Schnibro und Bauernfrühstück auf den Tisch stellt. Dazu rote Limo, Schwarzbier und Pils aus dem Vogtland.
Die Preise sind etwas höher als bei den Kleingartenfreunden in der Südvorstadt, aber i.O. und bezahlbar. Bis 22 Uhr könnt Ihr hier die Abendsonne genießen und auf den Kulkwitzer See gucken. Nicht weit entfernt gibt’s noch einen Biergarten, in Richtung Schiff – und am Schiff selbst, das wieder MS Frieda*** heißt, sitzt sich’s auch nicht schlecht. Vor Jahren hieß die Frieda Dschunke, eine Bank aus der Zeit steht an der Wasserski-Anlage, wir haben sie bereits im März dokumentiert.
Demnächst ist dann wieder eine echte Gartenkneipe an der Reihe, vielleicht die von Schreber-Hauschild in Gohlis, einer 1884 gegründeten Anlage (demnach auch schon stolze 130 Jahre alt).
* Schnitzel mit Brot und Spiegelei
** siehe unseren Beitrag „Rattenautos und andere coole Kisten“ (Mai 2014)
*** siehe unsere Beiträge „Badewanne Kulkwitzer See“ (Mai 2012) und „Fisch in Scheiben“ (Januar 2013)