Friedhöfe und November gehören irgendwie zusammen, ganz schnell werfen manche jetzt die Wortbilder Nieselregen und Grauer Himmel ein – der gegenwärtig laufende Monat hat ein schlechtes Image. Doch ein solches stimmt bekanntlich nicht immer mit der Wirklichkeit überein: Wir waren bei Sonnenschein auf dem Nordfriedhof.
Auf dem großzügigen Gelände zwischen Berliner und Theresienstraße liegt zum Beispiel der Gastwirt Ernst Pinkert (1844 – 1909) begraben. Der Mann machte sich und sein Lokal „Pfaffendorfer Hof“ ab dem Pfingstwochenende 1878 mit Tierschauen interessant und begründete auf diese Weise den Leipziger Zoo („Gründergarten“ an der Kongresshalle). Logisch also, dass unser städtisches Wappen- und einstiges Zoovorzeigetier, der Löwe, sein Grab schmückt.
Zwei „Ritter des Kaiser Franz Josef Ordens“ in einer Grabstätte, Carl Borom. Schneider und Carl Josef Storm, ruhen hier, ebenso der „edle Menschenfreund“ Carl Philipp Christian Tauchnitz. Der Verlagsbuchhändler hatte die sozialen Zwecken gewidmete Stiftung eines Menschenfreunds gegründet, die Karl-Tauchnitz-Straße wurde nach ihm benannt. Familie Naumann von der ehemaligen gleichnamigen Brauerei* in Plagwitz hat eine Grabstätte auf dem Nordfriedhof und auch Ernst Arthur Seemann, der Begründer des E.A. Seemann Verlages.
1881 eröffnet (Ostfriedhof 1879, Südfriedhof 1886), galt die Anlage damals als repräsentativer Ruheplatz Leipziger Bürger, wurde später aber vom Südfriedhof in den „Schatten“ gestellt. Dennoch sind in Eutritzsch noch heute bemerkenswerte Grabstellen zu besichtigen, außerdem macht der Bedeutungsverlust den Nordfriedhof zu einem Geheimtipp, was man vom Südfriedhof nicht behaupten kann.
Originell und programmatisch ist der Name des Blumenladens am Eingang Theresienstraße: Blumen-Blüher! (In der Wurzner Straße gibt es ein Geschäft namens Blumen-Pracht**.)
* siehe unseren Beitrag „Leipziger Bieretiketten III“ (Oktober 2014) sowie „Die Brauerei Naumann“ (Mai 2019); wahrscheinlich haben wir uns hier geirrt, es gibt zwar zwei Naumann-Familiengrabstätten auf dem Nordfriedhof, ebenso wird Carl Wilhelm Naumann namentlich erwähnt, aber die Jahreszahlen stimmen nicht überein
** siehe unseren Beitrag „Im Leipziger Osten III“ (Oktober 2012)
Nachtrag: Im Mai 2019 besuchten wir den Nordfriedhof erneut und freuten uns über die Ruhe, die Weiträumigkeit und die Schönheit der alten Grabstätten. Am Teich waren wir dabei zum ersten Mal.