Am 23. März 2024, ab 19 Uhr, fährt die Edition Outbird ihre geballte Prominenz auf und lädt zum Buchmessesalon ins Ostpassagetheater. Das Theater befindet sich über der Aldi-Filiale in der Konradstraße 27 und war von 1912 bis 1962 ein Kino. Nun wird es zur Bühne der Outbird-Literaten, zu denen u.a. Dirk Bernemann und Christian von Aster gehören. Die neuen Bücher dieser beiden Größen haben wir uns mit Genuss zu Gemüte geführt und freuen uns auf einen spannenden und unterhaltsamen Abend in einer spektakulären Räumlichkeit.
„Die Welt ist voller anstrengender Leute, die sich selbst für unkompliziert halten“, schreibt Dirk Bernemann in seinem erst im Februar erschienenen Buch „An und für sich“ und philosophiert über sich und das Leben, unsere Welt und unsere Zeit. Das ist zum großen Teil traurig, aber durchweg interessant. „Ich habe mir kürzlich ein paar Pflanzen gekauft“, verrät er beispielsweise, „und sie in das Bücherregal gestellt. … Sofort ging ein Ruck* durch meine Wohnung, wie auch durch mein Leben, aber nach Abklingen dieses Rucks war alles wie zuvor.“ Bis der Autor sich vorstellt, seine Pflanzen könnten reden.
Dirk Bernemann macht Alltag zu Literatur, geht Kaffee trinken, trifft merkwürdige Frauen und gesteht: „Ich will ohnehin nichts Genaues mehr. Ich lebe definitiv ungenau. Wenn auch nicht beliebig oder konturlos, sondern ausschließlich ungenau.“ In unserer Interpretation heißt das, er möchte Enttäuschungen vermeiden, hat aber keinesfalls aufgegeben, an das Gute und Schöne zu glauben – vielleicht auch an Wunder. In der Mitte des Buches, im Abschnitt „Juli“, passiert dann auch eins. Elton John kommt zu Besuch in Dirk Bernemanns Miniwohnung. Der Musiker will eine gute Tat vollbringen und dem Dichter eine Eigentumswohnung kaufen. „You need more space“, meint er. Wie geht das weiter? Wir wollen es wissen! Hoffentlich erzählt uns Dirk Bernemann am 23. März mehr davon!
Gar erst im März herausgekommen ist Christian von Asters „vergnüglicher Spaziergang mit dem Tod“, welcher den Titel „Schnitter, Gevatter und Sensenmann“ trägt. Da kommt beispielweise ein Fremder mit schwarzem Hut in ein schlechtlaufendes Reisebüro, um Prognosen für seinen Ruhestand einzuholen. Das muss die Chefin ja überraschen, doch sie geht die Sache professionell an. Der Kerl allerdings macht es ihr nicht leicht, sagt, dass er seinen Ruhestand in etwa sechzig Jahren erwarte. Plötzlich dämmert der Frau, wen sie da vor sich sitzen hat, als die Tür auf- und ein Bewaffneter hereinspringt. Er will Geld, droht mit Tod und hat sich für seinen Raubzug das falschestmögliche Ladenlokal ausgesucht …
Reinigungskraft Reinhild hingegen säubert Coworking Spaces, ohne sich dabei größeren Illusionen hinzugeben und vor allem ohne andauernd Menschen begegnen zu müssen. Heute putzt sie zum ersten Mal die Räume des Unternehmens Omega und trifft – unerwartet – auf sechs hagere Gestalten in dunklen Anzügen, Bestatter der ganz alten Schule. Die essen gerade Sushi und tauschen sich mit resignierten Worten über ihre Arbeit aus. Als Reinhild den ersten Schreck verdaut und ein paar wirre Gedanken verscheucht hat, fasst sie sich ein Herz und … In „Weiße Wölfe“ schließlich gelingt es einer ansonsten Robben und Bären jagenden Bewohnerin des Schneelandes sogar, den Tod zu besiegen. Unglaublich!
Übrigens, Dirk Bernemann und Christian von Aster sind lediglich zwei von sieben Schriftstellerinnen und Dichtern, die am Abend des 23. März insgesamt 240 Minuten lang (inklusive Pause) Geschichten erzählen bzw. vortragen werden. Wir erleben also dann & dort noch viel mehr!
* wie anno dazumal bei Bundespräsident Roman Herzog, als der Ruck durchs Land gehen sollte