Eine Freundin ist innerhalb von Gohlis umgezogen und wohnt jetzt in der Fleißnerstraße. Als wir sie dort besuchen, entdecken wir die Kinder von Gohlis, genauer gesagt Kunst am Bau in der Knöflerstraße. Zuerst fällt uns der grimmige Schaukelpferdreiter an der Ecke zum Viertelsweg auf, dann zieht sich der Spaß bis hinter zur Lotzestraße mit Flugmodellbauern, Fechtern und einer Puppenmutti.
Anschließend folgen bilderbuchtaugliche Tierdarstellungen, unter anderem die pfotenleckende Katze unterm Vogelkäfig. Schaukelpferd und Puppenmutti sind sogar signiert mit Mö 36 (am Schweifansatz) bzw. Mö* (unter dem rechten Blatt der Sonnenblume), 1936 wird also das Baujahr der Häuserzeile sein. Wohnten hier kinderreiche Familien? Tagesmuttis? Wie kam Mö zu diesem Thema? War es eine Vorgabe oder selbstgewählt?
Auch die unmittelbare Nachbarschaft, die Witzleben- und die Hans-Oster-Straße, bereiten Architektur- und Kunstinteressierten Freude – mit Brieftauben und ähnlich liedhaften Motiven („Kommt ein Vogel geflogen“) sowie mit ganzen Art-déco-Ensembles des Spar- und Bauvereins Leipzig-Nord, die hier vermutlich wieder in der Original-Farbgebung erstrahlen. Auf jeden Fall sehen sie prachtvoll aus.
* siehe unseren Beitrag „Vier Jahreszeiten in Sellerhausen“ (März 2023)
Nachtrag im März 2024: Die Brände bekämpfenden Kinder über den drei Eingängen der Walter-Cramer-Straße 1-5 passen optisch und zeitlich zu den oben gezeigten Mädchen und Jungen aus der Knöflerstraße und weisen auf die Bewohner der entsprechenden Häuser hin: Feuerwehrleute.
Im Viertelsweg gibt es ein Zwillingsgebäude mit vier Eingängen, das in Claudia Wohlfeld-Eckarts Sgraffiti-Kapitel des Buches „Denkmal Stadt Leipzig – 30 Jahre kommunale Denkmalpflege“ (Passage-Verlag 2022) erwähnt und abgebildet wird. In der Nähe der beiden Blöcke schließlich befindet sich nicht ganz zufällig die ebenfalls sehenswerte Feuerwache Nord (Matthissonstraße).