Das Foto der Woche vom 10. Mai 2021 (mit diversen Kommentaren auf Facebook zu sehen) reizte unseren alten Mitstreiter Andreas, seine umfangreichen Leipzig-Materialien durchzusehen und dabei Licht ins Dunkel der Lokalgeschichte zu bringen. „Was ist auf dem Bild nicht zu sehen?“, fragt er als erstes und stellt fest: „Rechts der Ruine befindet sich das Dreieck Mockauer Straße / Volbedingstraße mit der Adresse Volbedingstraße 7. Die Nummern 1-5 gehören ebenfalls dazu, werden aber meist nicht genannt. Es wäre also korrekt, Volbedingstraße 1-7 zu schreiben.
Seit 1867 produzierte dort die Chemische Fabrik Hermann Unger. Was genau, ist leider unklar. Immerhin, 1899 wurde der Betrieb als Düngerfarbrik bezeichnet. Und aus dem Jahr 1903 ist die Zahl der bei Unger beschäftigten Arbeiter bekannt, es waren zwölf. Die Firma bestand bis etwa 1932. Dann vermieteten die Erben das Gelände an ein Unternehmen aus dem Kfz.-Gewerbe, Ingenieur Arthur Schuh kümmerte sich seit Anfang 1929 um die Marke Chrysler.
1917 war er Mitinhaber des Motorenwerks Dr. Franz Weisbach in der Dessauer Straße 15 geworden. Später in der Torgauer Straße 80 als Maschinenfabrik ansässig, vergrößerte sich dieser Betrieb. So gab es 1925 drei Abteilungen, welche u.a. zahnärztliche Operationsstühle und hydraulische Autoheber fertigten. Schuh führte vermutlich die Abteilung III, den Vertrieb von Fahrzeugen der Freia-Automobil AG Greiz, von Chrysler sowie von Rugby-Auto (Durant Motors, USA). Ende 1925 schied er bei Weisbach aus. Um 1957 übernahm Erich Haage die Mockauer ‚Schuh-Werkstatt‘ (‚Spezialität: Volkswagen‘), nach 1978 leitete Erhardt Haage den Laden (Simson und MZ).
Und das Grundstück an der Volbedingstraße hatte einen weiteren Nutzer. Seit mindestens 1978 und bis nach 1988 unterhielt der VEB Gebäudewirtschaft hier sein Hauptlager. Interessant wäre zu erfahren, was Ungers Fabrik neben Dünger noch hergestellt hat, wann die genannten Nutzer das Objekt verlassen haben, ob es Nachfolger gab und wann die Gebäude abgerissen wurden. 1993 standen sie noch (mit Suzuki-Werbung an der Wand), wie ein Foto des Leipzig-Albums auf Facebook zeigt …“
Herzlichen Dank an Andreas, der uns bereits einen zweiten Teil zukommen lassen hat. In dem wird das Geheimnis der erwähnten Ruine (Foto der Woche) gelüftet – Mockauer Straße 8.