Von allein hätten wir die Erinnerung nicht mehr wachrufen können, aber eine Anregung unseres Mitstreiters Jan brachte sie wieder zurück: An den Eingängen der großen Leipziger Kinos (Capitol, Freundschaft, Casino usw.) warben zu DDR-Zeiten handgemalte Plakate um Aufmerksamkeit. Meist waren darauf die Gesichter der Darstellerinnen und Darsteller zu sehen, mal in dramatischen Zusammenhängen, mal in erotischen – oder auch komödiantisch angehaucht, je nach Genre und Film.
Wenn wir nicht völlig falsch liegen, wurden diese Plakate von Leuten angefertigt, deren Berufsbezeichnung Schrift- und Grafikmaler lautete, und die entweder bei den volkseigenen Lichtspielbetrieben oder der landesweiten Werbeagentur DEWAG angestellt waren. Ihre Werke sind der Gebrauchskunst zuzuordnen und wurden sehr wahrscheinlich nicht gesammmelt, sondern übermalt, wenn der nächste Film ins Kino kam.
Gern wüssten wir mehr darüber und würden hier Bilder aus den 1970er und 1980er Jahren, der Zeit unserer Kindheit und Jugend, präsentieren. Vielleicht melden sich ja ein, zwei einstige Schrift- und Grafikmaler und erzählen von ihrer Arbeit. Der Leipziger Michael Triegel zum Beispiel war 1989 als Schrift- und Grafikmaler tätig, wie seiner Biografie auf den Seiten der Galerie Schwind zu entnehmen ist; heute wird er als großer Künstler geschätzt und bewundert.
Herzlichen Dank an Jan sowie an Karl Detlef Mai, der uns mit wunderbarem Bildmaterial unterstützte!
Erste Erkenntnis: Die Filmplakate seien im Hof der Torgauer Straße 28 entstanden, schrieb uns Thomas, der im Haus zum Hof gewohnt hat. Danke!
Zweite Erkenntnis: „Mir ist nur bekannt, dass bei der Bezirksfilmdirektion Leipzig ein extra Atelier und mehrere Plakatmaler existierten“, teilte uns Lichtspiel-Experte Ralph Nünthel auf Anfrage mit. Vielleicht befand sich dieses Atelier ja in der Torgauer Straße. Danke!
Dritte Erkenntnis: Wir haben auch bei Gabi Sergel, der einstigen Leiterin des Kinos der Jugend, nachgefragt. Sie antwortete: „Die großen gemalten Plakate gab es in den 80ern fast nur noch in den zentralen Häusern. Die wurden in einem Hinterhofatelier in der Torgauer Straße von einigen Grafikern gemacht, etwa da wo heute die Pizzeria Gasse ist. Ich war oft da bei den netten Kollegen. Die Schaukästen am Kino der Jugend mussten wir selbst gestalten, meist mit gedruckten Plakaten.“ Danke!