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Durch den Osten gebloggt

Durch den Osten gebloggt

Unser Blogger-Kollege Harald Stein betritt am 17. März in Neustadt und Neuschönefeld Neuland. Nicht, dass er sich nicht auskennen würde, im Gegenteil, er ist Spezialist für Leipzigs Osten, die Stadtführung am kommenden Sonntag jedoch wird seine erste sein*! Treff: 14 Uhr vorm Listbogen am Friedrich-List-Platz. Anschließend wird es durch vier Stadtteile gehen, durch die beiden erwähnten sowie durch Reudnitz und Volkmarsdorf.

Harald kennt die alten und neuen Stadtteilgrenzen, er weiß, warum die Eisenbahnstraße so schnurgerade verläuft und wo die Rietzschke fließt – unterirdisch. Den Großen Kuchengarten zeigt er uns, die Villa des Apothekers** und Ortskrankenkassenvorsitzenden*** Willmar Schwabe (1839-1917) mitsamt der ehemals zugehörigen Grünflächen sowie den Elsapark. Am Rabet weist er auf eine versteckte Pumpe und ein verschwundenes Denkmal hin, erfreut sich an den erhalten gebliebenen Häusern und erinnert an die abgebrochenen und eingestürzten.

Der Neu-Stadtführer hat von 1975 an in der Melchiorstraße 14 gewohnt – die existiert nicht mehr, die ganze Straße ist jetzt Weg und Wiese. Später zogen seine Familie und er in die Schulze-Delitzsch-Straße 16 und schließlich in die Neustädter Straße 18. Seit 1987 beschäftigt sich Harald mit der Geschichte des Quartiers, schon viel länger fotografiert er beneidenswert perfekt und seit einigen Jahren bloggt er auch. Wir staunen regelmäßig über die akribisch recherchierten und wissenschaftstauglich bebilderten Beiträge, die er unter dem Namen wortblende erscheinen lässt. Und jetzt gibt es das Ganze also auch noch als Live-Podcast!

Das älteste Haus in Neustadt**** ist Harald bekannt, die Geschichte der Kneipe zum „Goldenen Löwen“, an die außer einem Löwenkopf an der Hauswand nichts mehr erinnert, das Wintergarten-Kino sowie die Broiler-Bar Ost. Am Neustädter Markt zitiert er aus der Schul- und Kirchenchronik und in der Hedwigstraße kann er bei Bedarf jeden Laden mit Inhaber und Sortiment aufzählen. Der Mann ist vorbereitet, trägt eine Fülle alter Bilder mit sich, merkt aber auch, wenn das Publikum beim besten Willen keine weiteren Informationen mehr aufnehmen kann.

Sollte das Wetter mitspielen, sitzt die ganze Truppe zuguterletzt vor den Toren Volkmarsdorfs. Das heutige Café Rabet war von der Innenstadt aus gesehen einst das erste Haus dieses Stadtteils. Und während wir in der freundlichen Märzensonne eine schöne Tasse Kaffee genießen, erfahren wir noch etwas für uns Neues: An der Stelle der jetzigen Gaststätte befanden sich zu DDR-Zeiten die Räume des ABVs, des Ortspolizisten! Die Kellnerin, hier in der Ecke aufgewachsen, hat’s uns verraten …

* weitere Termine: 19. Mai und 6. Oktober (leipzigdetails.de)
** Schwabes Apotheke war die Central-Apotheke am Thomaskirchhof

*** die Leipziger AOK residiert nicht aus Zufall in der Willmar-Schwabe-Straße
**** siehe auch unseren Beitrag „Kneipenrundgang Ost“ (November 2014)