Christoph Hundhammer ist Bildhauer und als solcher im Blockstellwerk in der Elsteraue ansässig. Wer ab und zu den Marienweg entlangradelt oder -läuft, kennt das kleine, robuste Gebäude. Unmittelbar davor ist die Verbindung zwischen dem Rosental und Möckern durchschnitten, an dieser Stelle muss es einst eine Schranke gegeben haben.
Heute gibt es hier einen romantischen Garten voller Frauen – aus Holz. Und während silbrige ICEs und doppelstöckige S-Bahnen vorbeirauschen, hämmert Christoph vor dem oder im alten Reichsbahnerhäuschen – je nach Wetter. Hier kann er Krach machen, ohne andere zu stören, hier findet er die Einsamkeit, die ihm zuweilen gefällt.
Ursprünglich hat der Wahlleipziger Mime/Pantomime an der Etage in Berlin studiert, danach allerdings wenig gespielt, mehr unterrichtet. „Was bleibt von einer Theateraufführung außer schönen Erinnerungen?“, fragte er sich nicht nur einmal und wechselte schließlich von der schnellen und dynamischen Bühne in die Ruhe.
Schon seine Lehrer, erzählt er, hätten das Augenmerk ihrer Studierenden auf die Skulptur als Endpunkt der Bewegung gelenkt. Inzwischen halten auch Christophs Skulpturen inne, üben sich in Selbstbesinnung. Seit zwei Jahren sieht man sie und ihren Schöpfer im ehemaligen Blockstellwerk – ein idealer Standort.
Zunächst hatte der Künstler den Nachbargarten „entwildert“ und sich in dessen Laube ein Atelier eingerichtet. Dann tauchten nebenan dicke Autos auf, deren Insassen Interesse an der leerstehenden Immobilie zu signalisieren schienen. Das roch nach Konflikt, denn Bildhauer machen erwerbsmäßig Lärm. Am besten ist, sie haben gar keine Nachbarn. Also signalisierte Christoph ebenfalls Interesse und konnte der Bahn das Gebäude abkaufen.
Seitdem haut er nun hier Figuren aus dem Stamm, fertigt Holzschnitte, malt und gibt auch Kurse (siehe www.blockstellwerk-elsteraue.de). Holz ist ein gut zu bearbeitendes und zu transportierendes Material, sagt er, und lagert unter anderem historische Holzpfeiler aus dem Elstermühlgraben in seinem Garten. Diese Pfeiler möchte er bearbeiten und als Skulpturen an die Stelle zurückbringen, an der sie 1847 im Wasser versenkt worden waren. Ein reizvoller Gedanke.
Bleibt der für unsere Gegend ungewöhnliche Name Hundhammer. Der klingt bayrisch, finden wir. Stimmt, nickt der Künstler, Hundhammer sei ein bayrischer Name. Der Zweig jedoch, dem er entspringe, sei vor langer Zeit nach Böhmen gegangen, und von dort später ins Vogtland, wo Christoph seine früheste Kindheit verbrachte. Die Familie zog, als er vier war, nach Halle und der Spross 1989 wegen der Liebe nach Leipzig.
siehe auch unseren Beitrag „Eiserner Reiter unterwegs“ (September 2015)
Nachtrag im November 2017: Wir haben uns die Ausstellung „Dämonen IV“ im Blockstellwerk angesehen und standen bei leichtem Nieselregen in der Abenddämmerung draußen am Feuer oder drinnen am Ofen. Christian von Aster deklamierte schaurige Geschichten, es gab Glühwein und Spekulatius.