Einen Zufallsfund machten wir letztens bei den Eltern – die hatten tatsächlich noch Postkarten aus der Zeit um 1900 in der Schrankwand liegen! Und einige mehr. Nach und nach werden diese nun auf Geheimtipp Leipzig veröffentlicht. Los geht’s mit Ansichten vom Fleischerplatz, Albert Lortzings Wohnhaus, beiden Rathäusern, der Stötteritzer Marienkirche* und einer Karte, auf der u.a. die Goethestraße Göthestraße geschrieben wird.
Der „Durchblick am Neuen Rathaus“ (zur einstigen Katholischen Kirche in der Rudolphstraße) ging am 10. Februar 1942 in die Post. Auf der Karte aus Stötteritz ist vermerkt: „Zur Erinnerung an den Tag der Jubelkonfirmation 1952“. Die vom Alten Rathaus ist wahrscheinlich 20 Jahre jünger und aus dem VEB-Foto-Verlag Erlbach im Vogtland.
Und jetzt zu den richtig alten Exemplaren: Am 15. Juli 1899 wurde die Ansicht von Albert Lortzings Wohnung („rechts im Nebenhaus I. Stock“) in Leipzig aufgegeben, am 16. kam sie in Friedrichroda (Thüringen) an. Wir erfahren (aus den Aufdrucken, Verlag von Ludwig Fischer Buchhdlg. Leipzig), dass sich das Häuschen auf dem Areal der Großen Funkenburg, welche im November 1897 abgetragen wurde, befand und dass Lortzing hier 1837 „Czaar und Zimmermann“ (Schreibweise auf der Karte) sowie „Die beiden Schützen“ komponierte.
Der „Gruss aus Leipzig“ wurde am 14. Juni 1900 nach Reith im Winkel gesandt. Abgebildet sind der Schwanenteich, die Grimmaische Straße, Neues Theater (heute Standort der Oper) und Göthestraße, Magdeburger und Dresdner Bahnhof (heute Standort des Hauptbahnhofs), Schwarzes Bret(t)** und Augusteum. Am 14. Juli ebenfalls 1900 schließlich landete der auf eine Postkarte gedruckte Fleischerplatz (mit Blick auf Reformierte Kirche und Altes Theater, im Zweiten Weltkrieg zerstört) im Briefkasten, um einen Tag später in Coburg einzutreffen.
Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Katholische Kirche im Zentrum unserer Stadt zeigt der Durchblick zwischen Neuem Rathaus und Stadthaus. Die alte Kirche befand sich zwischen West- und Rudolphstraße ähnlich nah an Ring und Pleißenburg (= Neues Rathaus) wie ihre Nachfolgerin, die am beginnenden Peterssteinweg steht.
** Schwarzes Brett, ehemaliges mittelalterliches Universitätsgebäude auf dem heutigen Grundstück Goethestraße 3/5; vor 1911 abgebrochen (aus www.leipzig-lexikon.de)