Zu DDR-Zeiten haben wir noch keinen Kaffee getrunken, kennen aber trotzdem die Sorten Mocca-Fix Gold und Rondo Melange. An einen Kaffee namens Kosta würden wir uns ohne die leere Tüte aus unserer Sammlung nicht erinnern. Dabei kam der sogar aus Leipzig! Und laut Postleitzahl 7021 aus Eutritzsch. Dank eines Hinweises unseres Lesers Julius wissen wir jetzt, dass sich der VEB Röstkaffee Leipzig in der Bitterfelder Straße befand!
Zigarre wiederum haben wir ein einziges Mal im Leben geraucht. Danach wollten wir nicht mehr – aber ebenfalls wissen, wo Hugo Haschkes Zigarrenfabrik einst stand. Für diese „Central-Fabrik Leipzig“, welche sich der „Herstellung feiner Spezialitäten“ widmete, warb die abgebildete Karte. Eine Central-Fabrik! Das erinnert geradewegs ans Central-Theater und das Central-Kabarett …
Mit Hilfe von Google haben wir die Adresse herausgefunden und waren auch gleich in der Bitterfelder Straße 1. Die alte Fabrik zeigt sich zwar deutlich modernisiert, aber im Fotovergleich dennoch erkennbar – unter dem nicht so stimmungsvollen Namen Stumpf-Center. Und gegenüber grüßt ein Straßenbahn-Depot aus dem Jahre 1895. Nicht schlecht! Weitere Hugo-Haschke-Plätze sind die Gottschedstraße (auch eine ehemalige Zigarrenfabrik; es existieren zwei 1906 zur Eröffnung aufgenommene Fotografien von Hermann Walter), der Naschmarkt (Löwenbrunnen, finanziert von Hugo Haschke) und der Südfriedhof (Hugo Haschkes Grab).
Auch von Kosta gibt es eine heiße Spur! Julius hat etwas entdeckt: Laut Fernsprechbuch Bezirk Leipzig (1973, S. 266) befand sich der VEB Röstkaffee Leipzig an folgenden Standorten: Rösterei Lzg 21, Bitterfelder Str. 21, Industrieladen Lzg 1, Hainstr. 16-18. Herzlichen Dank! Und verrückt, dass das in beiden Fällen – Kosta und Haschke – die Bitterfelder Straße betrifft. In der Kaffeetüte müssen wir übrigens mal Schrauben oder Nägel nach Hause getragen haben, wahrscheinlich aus dem Eisenwaren-Laden am Lindenauer Markt, dort, wo heute der Lampenladen (Ecke zur Henricistraße) drin ist.
Nachtrag im Januar 2024: In der FB-Gruppe „Leipzig – Geschichte und Geschichten“ führte unser Mitstreiter Andreas aus, dass Richard Poetzsch 1888 eine Kaffee-Rösterei gründete, die ihren Hauptsitz am Königsplatz 13, Ecke Wächterstraße 2-6, im dortigen Hotel „Deutsches Haus“ hatte. Er schreibt weiter: „1899 konnte die Produktion in die benachbarten Gebäude Wächterstraße 8-10 angesiedelt werden. Mitte der 1920er Jahre war es zu eng geworden, die Firma Poetzsch erwarb in der Bitterfelder Straße 20 ein Fabrikgebäude und richtete die Herstellung ihrer Waren dort ein.
Das Hauptgeschäft verblieb weiter am Königsplatz, wurde aber 1943/44 zerstört, ebenso wie der Laden im Grimmaischen Steinweg. In der Innenstadt überlebte die Filiale in der Hainstraße 16-18. So röstete man sich erfolgreich durch die sozialistischen Anfangsjahre, um 1971 enteignet zu werden. 1972 war der VEB Röstkaffee Leipzig Herrscher der Bohnen in der Bitterfelder Straße. Ende der 1970er Jahre firmierten die Macher vom Bohnentraum dann als VEB Kaffee Halle und wurden vermutlich nach 1982 dahin umgesiedelt. Die volkseigene Rösterei in der Saalestadt war die größte der DDR und deckte die Hälfte des gesamten Kaffee-Marktes ab.“ Stark!