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Kunst von der Tabaksmühle

Kunst von der Tabaksmühle

Das Mischhaus in der Breslauer Straße 37 präsentiert von 3. Mai bis 28. Juni Skulpturen aus Holz, Stein und Bronze von Reinhard Rösler, dazu Zeichnungen und einige seiner Skizzenbücher. Der Ausstellungstitel „Non Finito“ bezieht sich u.a. auf die Frage: Wirst Du denn mit dieser Sache mal fertig? Des Künstlers Antwort lautet: Nein! Denn der Betrachter soll das Geschaffene ergänzen, zu Ende denken, „eine der anspruchsvollsten Aktivitäten des menschlichen Hirns“.

Der unkomplizierte, herzliche Hüne ist in Brandenburg (dem Land, nicht der Stadt) geboren, lebt jedoch seit seiner Kindheit in Leipzig, zuerst in Eutritzsch, dann in Marienbrunn. Er hat Theaterplastik in Dresden studiert, dann Bildhauerei und anschließend ein Meisterstudium hinter sich gebracht, „insgesamt zehn Jahre“, sagt er, der das Holz und damit die Bäume als Verwandte des Menschen ansieht. Deutlich wird das, wenn er z.B. großformatige Hände aus Holz erarbeitet – oder eher: freilegt.

Mit dem Material Stein verhalte es sich ähnlich, zu sehen im Bisongehege am Cospudener See. Dort steht ein Röslerscher Steinbison. Oder ein Bisonstein? Die Skulptur hat noch keinen Namen. Reinhard Rösler hat mal gelesen, dass die Natur stärker sei als der stärkste Mann, und bejaht das. Er zeichnet in der Natur, beobachtet aber auch in Cafés scheinbare Kleinigkeiten und erzählt davon, während vor seinem kleinen Atelier ein Bagger fährt.

Dort, im Atelier an der Tabaksmühle, versucht der Bildhauer gerade, das Haus zu verteidigen, in dem er aufgewachsen ist: Das flache Gebäude war Teil einer ehemaligen Gärtnerei, Reinhard Rösler lebt seit seinem zwölften Lebensjahr hier. Der Vater hatte den Betrieb 1965 gekauft, allerdings – wie damals üblich – ohne den Grund und Boden.

Auf dem, ein ziemlich großes Areal, soll nun ein Kindergarten entstehen – und Reinhard Rösler aus seiner kleinen Ecke wahrscheinlich am besten verschwinden. Er hatte den Verantwortlichen Zusammenarbeit angeboten, findet Kindergärten gut und gibt sein Wissen und seine Begeisterung gerne weiter. Kein Interesse. Dabei baut der Künstler seit Jahrzehnten beliebte Spielplätze, wie den im Rosental (am Zöllnerweg).

„Manchmal fällt auf uns der Frost und macht uns hart, und dann kommt es darauf an, dass das Blut, das in uns fließt, seine Wärme halten kann“, zitiert Rösler aus dem Renft-Lied „Ermutigung“. Sein Vater hat bis Mitte der 1980er an Ort und Stelle gegärtnert, ist kurz vor der Wende gestorben. „Schade“, meint der Sohn, der sich auch ein bisschen als Gärtner sieht und vom Vater beispielsweise die „Lust an der Verausgabung“ übernommen hat.

Über sein Leben sagt er: „Alles prima! Ich bin ein beschenkter Mensch.“ Und über seine Erfahrungen u.a. das: „Man hat viel mehr Gleichgesinnte, als man ahnt, und entdeckt immer wieder Freunde, die es lange schon gibt, die man bloß noch nicht kennt.“

www.mischhaus.de, www.renft.de

Nachtrag vom 03.05.2013: Unglaublich, wie viele Leute zu einer Vernissage kommen können! Reinhard „Rösi“ Rösler muss beliebt sein! Und das Mischhaus samt Garten an einem warmen Abend wie diesem ist Kunstfreunden sehr zu empfehlen – jeweils mittwochs und freitags zwischen 16 und 20 Uhr.

Nachtrag am 03.08.2017: Das Mischhaus schließt Ende Oktober 2017. Die LVZ berichtet heute und bringt einen großen Beitrag („Abschied vom Kultur-Idyll“).