Als wir letztens mit den Eltern durch das Gebiet ihrer Kindheit und Jugend spazierten, hörten wir zum ersten Mal vom Riebeckteich und der Eisfabrik. Ersterer befand sich auf dem Gelände des heutigen Alfred-Frank-Platzes und der Reudnitzer Terrassen, zweitere in der Ungerstraße in Anger-Crottendorf – es wird nicht die einzige in Leipzig gewesen sein.
Neugierig wandten wir uns an die ebenso interessierten wie stets auskunftsfähigen Leipzig-Kenner Andreas und Harald. Prompt bekamen wir einiges an Material, unter anderem Kartenausschnitte aus der Zeit um 1900. Auf dem Plan von 1889 zum Beispiel ist im obengenannten Bereich eine Wasserleitung von Riebeck & Co. vermerkt; die zugehörige Brauerei produziert bis heute unweit davon in der Mühlstraße – aktuell unter dem Namen Sternburg.
1898 finden wir dann einen Teich bzw. recht regelmäßig geformtes Gewässer eingezeichnet und rundherum immer noch wenig bis keine Bebauung. 1905 sehen wir ein Geflecht geplanter Straßen; die Verlängerte Oststraße zerschneidet den Teich, der 1907 auf einmal verschwunden ist. Im Jahr darauf werden der Möbiusplatz und die Holsteinstraße namentlich benannt.
In den 1940er und 50er Jahren rodelten am ehemaligen Riebeckteich die Kinder aus den umliegenden Straßen, es muss also zumindest noch eine Vertiefung gegeben haben mit kleinen Hängen. Heute wirkt der Alfred-Frank-Platz ebenerdig, während der Spielplatz neben den Reudnitzer Terrassen sichtbar unter dem Niveau der angrenzenden Eilenburger Straße liegt – ein möglicherweise letzter Rest.
Nachtrag: Petra Mewes und Peter Benecken schreiben in ihrem hervorragenden Park- und Gartenführer „Leipzigs Grün“ unter dem Stichwort Möbiusplatz/Alfred-Frank-Platz über den Riebeckteich: „An Stelle des heutigen Alfred-Frank-Platzes existierten bis in die letzte Nachkriegszeit lediglich ein Nutzteich und eine die östliche Holsteinstraße begleitende Lindenallee.“
PS 1: Die Karte von 1889 zeigt übrigens auch den Standort des Neu-Reudnitzer Rathauses zwischen Dorotheen- und Albertstraße (heute Cäcilien- und Oswaldstraße).
PS 2: Um die erwähnte Eisfabrik (Krystalleisfabrik und Kühlhallen Actien-Gesellschaft) kümmern wir uns in einem zweiten Teil, bilden sie aber hier schon einmal mit ab.
Nachtrag im April 2021: Peter aus Schleußig hat sich gemeldet und ein paar Erinnerungen an den Riebeckteich parat. „1947-49 ging ich von Anger-Crottendorf zum Musikunterricht am ‚Teich‘ vorbei. Eingezäunt durch starken Lattenzaun. Dahinter Tiere: Pferde und m. E. ein Ochse. Dann war der Zaun weg. In die Vertiefung des trockenen Teiches wurde Müll mit Pferdewagen herangefahren und verklappt. Erde kam darüber und es entstand der Alfred-Frank-Platz mit Freisitz, Karussell und Rutsche. Ich wohnte mittlerweile (10 Jahre) dort und rodelte den ‚Riebeckteich‘ hinunter. An der Herzogenbergstraße befand sich noch das Gebäude des Tiefbrunnens der Riebeckbrauerei. Heute ist dort eine Gaststätte, in deren Freisitz in den 50er und 60er Jahren der Steinmetz Engel seine Werkstatt hatte. Mir ist noch etwas eingefallen: Aus dem Riebeckteich wurde früher das Eis für die Brauereikeller gewonnen. So erzählten es mir sehr alte Arbeitskollegen in den fünfziger Jahren.“ Danke, Peter!