Überraschungen hatten wir bereits in Teil 1 erlebt, und mit Überraschungen geht es weiter! Die Gartenkneipe Immerglück in der Zweinaundorfer Straße ist nämlich einerseits traditionelle Vertreterin ihrer Sparte, so traditionell, dass wir hier einen Siebziger- oder Achtziger-Jahre-Film über das Kleingärtnerleben drehen würden, wenn wir könnten. Gleichzeitig ermöglicht uns das Immerglück einen kurzen Portugal-Urlaub, finden sich doch neben deutschem Schnitzel auch portugiesische Gerichte auf der Karte, u.a. mit Spanferkel oder Stockfisch gefüllte Pasteten. Passend dazu spenden große Schirme der südwesteuropäischen Biermarke Superbock Schatten. Bei unserem ersten Besuch dringt aus dem Innenraum lautes Geschrei – da vertreiben sich Landsleute des aus der Region Porto stammenden Wirtes die freie Zeit beim Kartenspiel. Bei unserem zweiten Besuch essen wir Bratwurst vom Grill.
In der Grünen Aue hingegen probieren wir das Lützschenaer Säckel – Gerichte mit lokalem oder regionalem Bezug im Namen bestellen wir fast immer. Und die Wahl ist richtig gewesen! Im schönen Innenhof des Lokals, das gleichzeitig als Pension fungiert, kommen wir mit anderen Gästen schnell ins Gespräch oder mit der netten Kellnerin. Leider stoßen wir erst später, dank eines Hinweises von Julius, auf folgende Information: Beßlers Bierbunker*, „Christian- / Ecke Max-Planck-Straße. Seit Januar 1991 Gaststätte in einem ehemaligen Bunker des Ministeriums für Staatssicherheit der Ex-DDR. Pächter Steffi und Dietmar Beßler, die auch die Lützschenaer Gaststätte ‚Zur grünen Aue‘ bewirtschaften …“, Zitat aus dem Buch „Wirtliches an der Pleiße“ von Helmut-Henning Schimpfermann.
Über den Namen Was kost das freuen wir uns seit Jahren. Direkt an der Weißen Elster mit Blick auf die schönste Brücke zwischen Plagwitz und Schleußig sitzen wir aber erst jetzt. Das Lokal bezeichnet sich selbst als Ouzeri, eine Art griechische Tapas-Bar, d.h. hier werden lauter appetitliche Kleinigkeiten serviert, herzhafte Naschereien zu alkoholhaltigen oder -freien Getränken. Den lustigsten Namen trägt für uns ein Weißkrautsalat mit Paprika, Karotten und Sellerie – Politiki. „Wieso? Was bedeutet das?“, fragen wir leider nicht spontan, sondern gucken erst zu Hause bei Wikipedia nach und erfahren, dass politiká altgriechisch mit „Dinge, die die Stadt betreffen“ übersetzt wird (polis = Stadt bzw. Stadtstaat). Warum also Politiki? – Und was kost das nun? Nicht wenig.
Vierte Station ist JaNis Diner auf dem Campingplatz am Auensee. Man kann über selbigen laufen oder die reichlich vorhandenen Parkbuchten am Restaurant ansteuern, natürlich auch mit dem Fahrrad kommen. Und dann gibt es Burger wie Sunset, Truman oder Greenland. Letzterer schmeckt Vegetariern, die anderen könnt Ihr mit 200 oder schwerarbeitertauglichen 500 Gramm Fleisch bestellen. Wir hauen rein wie Uma Thurman und John Travolta – Pulp Fiction auf dem Zeltplatz. JaNis Diner war übrigens vorher bei Stahl Nordwest in der Merseburger Straße beheimatet gewesen und davor in der Soccer-Messehalle 7. Immer haben wir nur Gutes gehört, nun heben wir aus eigener Erfahrung den Daumen.
* der bestand bis 1996 auch als Disko, dann wurde – überraschend für die Betreiber – seitens der öffentlichen Hand der Miet- bzw. Pachtvertrag gekündigt und Besenreinheit zur Übergabe verlangt, um den alten Luftschutzbunker anschließend zu sprengen und das Areal mit Häusern zu bebauen
siehe auch unsere Reihe „Ab in die Gartenkneipen“ (I bis XIV) sowie den Beitrag „Unsere zehn Lieblingskneipen“ (Juli 2021)