Ansehen Historie

Scheibenholz und Palmengarten

Manches sammelt sich an, anderes kommt frisch hinzu oder wird von uns im eigenen Schrank wiederentdeckt. Auf jeden Fall haben wir erneut ein paar interessante Ansichten und Dokumente aus Leipzigs Vergangenheit zu bieten, u.a. eine Partie aus dem Palmengarten und ein Idyll im Scheibenholz. Der Palmengarten (ggü. des Kleinmessegeländes gelegen) hat sich im Vergleich zur spektakulären Postkarte in einen recht normalen Park zurückentwickelt, er ist hübsch, aber nicht mehr so besonders, wie wir ihn um circa 1900 sehen.

Das Häuschen im Scheibenholz hingegen dürfte immer noch genauso zwischen Bäumen und Wiesen in der Nähe der Dahlienterrasse stehen und von der Stadtreinigung genutzt werden. Auch der Scherbelberg* befindet sich nach wie vor im hinteren Rosental, trägt allerdings seit Jahrzehnten einen neueren Turm auf seiner Spitze. Die drei Motive müssten um die 120 Jahre alt sein.

Deutlich jünger und dennoch aus einer anderen Zeit, nämlich den – musikalisch bis heute präsenten – Achtzigern, sind die Fotografien der Post** und des seinerzeit bereits ehemaligen Rathauses*** von Thekla. Die beiden Karten kommen mal nicht von Branchenprimus Bild & Heimat Reichenbach, sondern von Lichtbild-Schincke aus Zeitz.

Von unserem Mitstreiter Andreas wiederum erhielten wir unlängst eine Kiste voller Kuriositäten, darin lag auch das Programmheft des 2. Sächsischen Sängerfestes (1935), dessen Rückseite eine LVB-Anzeige ziert. LVB steht hier für Leipziger Verein – Barmenia. Thomas machte uns in dem Zusammenhang auf das einstige, sehr markante Barmenia-Haus in der Springerstraße aufmerksam. Wir kannten es bis dahin nur als das Gebäude des Senders Leipzig. Danke!

Schließlich die Gautscherei, ein stadtbekannter Brauch, so lange wir ernsthaft Buchstadt gewesen sind – mit einer gewissen Anzahl von Verlagen, Druckereien, Buchbindereien usw.. Nach bestandener Lehrzeit warf man polygraphisch Ausgebildete vor Publikum in einen Bottich voller Wasser (ähnlich wie bei den Neptunfesten in vielen Ferienlagern). Wir verfügen über eine Gautschfest-Zeitung von 1986 aus dem Graphischen Großbetrieb Interdruck**** (Dresdner / Ecke Salomonstraße), Betriebsteil Lichsatz, und fragen uns: Wird hierzulande überhaupt noch gegautscht? Die Gutenbergschule wäre unserer Meinung nach als Ort und Traditionspfleger dafür geeignet.

* siehe auch unseren Beitrag „Hinauf auf den Scherbelberg“ (Juli 2017)
** siehe auch unseren Beitrag „Leipzigs alte Postämter“ (Mai 2024)
*** siehe auch unsere Beiträge „Leipziger Rathäuser I und II“ (November 2013)
**** siehe auch unseren Beitrag „Lost Places verschwinden“ (Oktober 2014)