In zwei Gaststuben, die wir immer mal wieder besuchen, fielen uns in letzter Zeit historische Lipsia-Waagen auf. Sie stammen unserer Meinung nach aus den 1940er oder 50er Jahren und stehen heute in der Kleinen Kneipe* in Grünau bzw. im Café Eigler** in Lindenau. Im Netz stehen ähnliche Exemplare – und zwar zum Verkauf für circa 20 Euro pro Stück. Als Hersteller werden der Städtische Bauhof Leipzig, Abteilung Metallbau, sowie der VEB Metallbau, Örtliche Industrie des Stadtkreises Leipzig angeführt.
Wir nehmen an, dass der Name ohne VEB (= Volkseigener Betrieb) die ältere Bezeichnung ist. Im Adressbuch von 1949 findet man den Städtischen Bauhof als GmbH in der Nonnenmühlgasse 5. Der eben erwähnte Stadtkreis Leipzig umfasste zu DDR-Zeiten das Stadtgebiet in seiner Ausdehnung vor den Eingemeindungen der 1990er Jahre. Rund um den Stadtkreis, also die Stadt, lag der Landkreis Leipzig. In der Schule hörten wir von der Bezeichnung „Kragenkreis“. Wer sich in unserer Galerie die Karte aus dem Jahr 1971 anschaut, weiß sofort warum.
Eine der Waagen trägt zwei Aufkleber auf ihrem metallenen Körper, zum einen Paul Kühn*** Leipzig, zum anderen VEB Format Leipzig. Zum ersten meint Paul-Kühn-Nachfahre Rainer: „Ich tippe auf die Zeit zwischen 1945 und 1953.“ Zum zweiten meinen wir: Das ist eine Inventarnummer. Aber was hat der VEB Format produziert und wo befanden sich seine Hallen? Eine Kleinanzeige auf picclick.de hilft uns ein wenig weiter. In ihr wird wird nämlich ein unbenutztes grünes DDR-Regencape mit festsitzender Kapuze und angenähtem Gürtel aus dem VEB Format Leipzig angeboten.
* siehe unseren Beitrag „Kleine Kneipe in Grünau“ (Juni 2018)
**siehe unseren Beitrag „Spinattorte im Sitzen“ (Januar 2018)
*** siehe unseren Beitrag „Der Grönländer, Teil 2“ (September 2019)