Wer ist Gustav H.? Etwa der Leipziger „Eisenbahnpionier“ Gustav Harkort? Nö! Und die Baedekerstraße, in der wir uns gerade befinden, wurde laut Leipzig-Lexikon.de nach Karl (!) Baedeker benannt. „Gustav H.“ heißt ein winziges Lokal in Haus Nummer 8, Inhaber Björn erzählt warum.
Er hatte in der Findungsphase den Film „Grand Hotel Budapest“ gesehen und den darin agierenden Gustav(e) H. zum Arbeitstitel seiner am 12. August 2014 eröffneten Kaffee-, Waffel- und Eisstube gemacht. Und weil der Name erstens interessant klingt und seinen Nutzer zweitens gastronomisch nicht festlegt, wurde er beibehalten. An der Wand des Drei-Tische-Etablissements hängt zwischen anderen Bildern der „Jüngling mit Apfel“ – ebenfalls aus dem Film.
Genug Anfangsgesprächsstoff, um sich hier einen Kaffee zu genehmigen oder eine rote Limo aus dem Hause Ernst Bauer (selig). Die ehemalige Brauerei liegt nicht weit entfernt. Noch näher befindet sich der Lene-Voigt-Park, auf dessen Nutzer es der sympathische Kaffeemacher abgesehen hat. Björn stellt dort jeden Mittag, außer montags, sein Hinweisschild an den Hauptfuß- und -radweg.
Dann begibt er sich zurück ins „Gustav H.“ und hantiert mit frischen Zutaten, mit Kaffee aus Plagwitz, Eis aus Gohlis und Waffeln aus eigener Herstellung. Der in Wernigerode geborene und in Leipzig aufgewachsene Geisteswissenschaftler fand eine akademische Karriere wenig aussichtsreich und dass man es mit einem kleinen Laden mal versuchen sollte.
In Lindenau, wo er mit Frau und zweijähriger Tochter wohnt, war alles voll oder teuer. Durch einen Freund hier um die Ecke kam er dann auf den einstigen Kindersachen-A&V in der Baedekerstraße – mini und bezahlbar. Vor der Tür hat er Platz für einen Freisitz, recht große Bäume und wenig Verkehr (er selbst fährt entweder Straßenbahn oder Fahrrad).
Und da Björn einst bei einem Caterer gearbeitet hat, verfügt er über brauchbare Erfahrungen, darf sogar dessen Küche noch nutzen. Etwas Herzhaftes würde er gern zusätzlich zu Eis und Süßkram anbieten, Panini hat er bereits probiert, über Suppen hat er nachgedacht – es wird ihm etwas einfallen.
Im Winterhalbjahr schenkt er Glühwein (von Bunge) aus, selbst Braustrom-Bier gab und gibt es mal wieder bei ihm. Von 13 bis 18 Uhr hält der im Augenblick noch 33jährige die Türen offen und das Wasser heiß. Wenn’s super läuft, können die Öffnungszeiten in der Zukunft auch ausgedehnt werden. Und wenn’s nicht so voll ist im Laden, dann schwatzt den Björn einfach voll!
Denn der Mann ist interessant, lebte schon in Japan, Korea, Ägypten und Südafrika, um dort Deutsch als Fremdsprache zu unterrichten. Als zurückhaltend-freundlicher Leipziger erzählt er allerdings nicht aus freien Stücken davon – Ihr müsst ihn fragen!