Historie

Altes vom Baukombinat

Altes vom Baukombinat

Eine Abbildung im Buch „Leipzig – Historische Straßen und Plätze heute“ (1979) zeigt den Sitz des Baukombinats Leipzig* mit der Information, dass dieser Neubau an der Ecke von Ritter- und Grimmaischer Straße im Jahre 1969 fertiggestellt worden war.

Oben am Gebäude befand sich das Logo des Betriebes, unten im Erdgeschoss u.a. der Optiker Neefe (jetzt in der Katharinenstraße). Heute steht an Ort und Stelle das Motel One Nummer 2. Es nennt sich „Augustusplatz“ und sieht auf den ersten Blick nicht viel anders aus als das Baukombinat, für einen aktuellen Leipziger Hotelneubau jedoch recht originell.

Stichwort Neubau: Als einer von uns in den 1980er Jahren mit seinen Eltern nach Grünau zog, bekamen diese Eltern ein Heft vom Baukombinat Leipzig: „Die neue Wohnung – Garantieerklärung mit Hinweisen zur Wohnraumpflege“. Das Heft mit den nostalgisch-kinderbuchartig anmutenden Illustrationen der Grafikerin Rita Melzig überdauerte die Jahre unversehrt in der Schrankwand und tauchte kürzlich wieder auf – mit all seinen mittlerweile teils kuriosen Hinweisen.

Die Garantieerklärung z.B. beginnt so: „Der VEB Baukombinat Leipzig gewährt dem VEB Gebäudewirtschaft bzw. den Arbeiterwohnungsbaugenossenschaften entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen vom Zeitpunkt der Übergabe an gerechnet 2 Jahre Garantie für die während dieser Zeit am Baukörper auftretenden Mängel. Für alle Ausrüstungen bzw. Gegenstände, die nur angeschlossen werden, wie Badewannen, Spül-, Wasch- und WC-Becken, Spülkästen, Heizkörper u.a. wird 1 Jahr Garantie gewährt.“

„Ein Wort zu den leidigen Rissen“, ist ein anderer Abschnitt überschrieben: „Sie beziehen ein Bauwerk, das aus vorgefertigten Betongroßplatten errichtet wurde. Auftretende Risse in den Wand- und Deckenixeln** sowie in Wand- und Deckenflächen sind Fugenrisse, die größtenteils auf Temperatur- und Schwindspannungen der Betonelemente zurückzuführen sind … Im Regelfall treten die Risse aber nach der ersten Renovierung nicht wieder oder nur in geringem Umfang auf.“

Das Kapitel „Fußbodenbeläge“ wiederum zählt fetzige Markennamen auf: „Ihre Räume sind mit modernen PVC-Belägen (Likolit, Kombona, Likoflex, Debolon usw.) ausgestattet.“

In einigen – oder allen? – Elfgeschossern hat es „Müllschlucker“ gegeben. Wir kennen solche aus der Kindheit in der Gerberstraße und lesen: „Es ist möglich, Haushaltmüll in den Müllabwurfschacht zu werfen. Benutzen Sie den Schacht nur für zerkleinerten Müll! Lampenschirme, Weihnachtsbäume, Kochkessel und andere sperrige Güter sowie Flüssigkeiten machen die Anlage funktionsuntüchtig!“

Genug davon. Wir haben außerdem ein „Informationsblatt für Bürger des Wohngebietes Leipzig-Grünau (Stand vom 5. März 1982)“ und ein „Merkblatt zur medizinischen und sozialen Betreuung“, ebenfalls in Grünau, wiedergefunden. Daraus zitieren wir demnächst einmal.

* BKL, der Nachfolger hieß EBL (Erste Baugesellschaft Leipzig AG)
** Ixel! Dass es das Wort in der Schriftsprache überhaupt gibt!