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„Wirklich richtig, richtig schön“

"Leipzig - Außergewöhnlich"

Jörn Daberkow ist ein Hamburger Fotograf, der 2018 mit Interesse an Stadt und Leuten nach Leipzig zog. Im Bildband „Leipzig – Außergewöhnlich“ (erschienen im Sax Verlag) können wir seinen hiesigen Kennenlern-Touren folgen und in seinem Tagebuch lesen. Jörn war u.a. auf der Kleinmesse, dem Südfriedhof und am Cospudener See, im Auewald, der Konsumzentrale und der Spinnerei, aber z.B. auch bei den Straßenbahnbauern in Heiterblick, bei Kirow und sogar im Tagebau! Das erinnert an DDR-Reportagen aus Volkseigenen Betrieben – bloß ohne Menschen. Wir stellten ein paar Fragen.

Was hast Du in Leipzig nicht erwartet und trotzdem gesehen bzw. erlebt?

Ganz klar den Auwald. Der ist anders als die Wälder, die ich auf der Welt sah. Nicht so knorrig wie Padley Gorge in England. Nicht so aufgeräumt wie der Klövensteen in Hamburg. Nicht so leer wie die Bäume am Montaña Samara auf Teneriffa. Der Auwald ist unvergleichlich. Facettenreich. Besonders. Er ist wirklich richtig, richtig schön. Außerdem die HeiterBlick GmbH. Da werden Straßenbahnen gefertigt. Wo gibt’s denn so was?! Jetzt weiß ich es. Und ich bin ein Plagwitz-Fan. Auch, wenn ich dort nicht leben möchte. Ich bin zu alt für die jungen Menschen dort. Ruhebedürftig und so. Aber Plagwitz hat was. Immer, wenn ich dort bin, kehre ich mit brauchbaren Bildern heim. Den Parkbogen Ost habe ich erwartet. Nennen möchte ich ihn hier trotzdem. Weil dieser Parkbogen die Stadt massiv aufwerten wird. So ähnlich wie New Yorks „High Line“. Nur in länger. Ich freue mich auf den Tag, an dem das fertig wird. Und noch was. Aber nicht im Sinne von sehen. Sprechen. Sächsisch. Es macht mir total viel Spaß, all diese neuen Wörter zu lernen. Weil sie meinen Wortschatz bereichern.

Setzt Du Deine Entdeckungsspaziergänge durch Leipzig fort?

Nicht mehr wie zu Beginn. Weil ich inzwischen sehr viel sah. Vieles passt nicht zu meiner Art von Fotografie. Die ungezählten Gebäude aus der Gründerzeit gefallen mir z.B. sehr gut. Die bekomme ich nur leider nicht ohne parkende Autos aufs Bild … Wenn ich in der Stadt unterwegs bin, schaue ich immer sehr genau hin. Und ich besuche Orte mehr als nur einmal. Bis ich mit dem Licht und den Ergebnissen zufrieden bin. Das gilt für den Südfriedhof. Den Auwald. Die Stadt. Da habe ich gerade die Sächsische Aufbaubank fotografiert. Die Bilder haben es leider nicht mehr in die gedruckte Version meines Buchs geschafft. Aber ins E-Book. Ich hoffe natürlich, dass ich eine zweite gedruckte Version veröffentlichen kann. Mit neuen Bildern. Neuen Erlebnissen. Neuen Orten. Wenn, wird das allerdings länger dauern. Für das aktuell erhältliche Buch habe ich rund drei Jahre gebraucht.

Wo bist Du derzeit unterwegs?

Ich erkunde nicht mehr so viel auf Verdacht. Ich recherchiere im Web. Was interessant sein könnte. Nach Unternehmen. Nach besonders schönen Plätzen. Nach Gewässern. Möglichst nach Dingen, die nicht öffentlich sind.

Warum sind Deine Bilder menschenleer?

Rechtliche Aspekte. Sicherheitshalber. Keine Menschen im Bild, die nicht abgebildet werden wollen. Die müsste man fragen. Und weil ich die unberührte Welt mag. Zumeist gehe ich sehr früh los. Wegen des Lichts. Wegen der Einsamkeit. Wegen der Ruhe.

www.sax-verlag.de