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XXVII. Fahrradrallye der Moritzbastei

XXVII. Fahrradrallye der Moritzbastei

Kann etwas, das seit 27 Jahren, also beinahe seit Menschengedenken stattfindet, ein Geheimtipp sein? Ja. Die Fahrradrallye der Moritzbastei ist und bleibt ein Geheimtipp. Außerdem ein großer Spaß, eine Herausforderung, ein Gemeinschaftserlebnis. 51 Paare waren am 23. Juni dabei – wir zum ersten Mal. Unser Debüt wurde mit Platz 47 belohnt. Gewonnen haben Franzi und Franz aus Dresden.

Franzi und Franz starten seit 2006 gemeinsam, kamen mehrmals unter die besten Zehn und in diesem Jahr zu ihrer eigenen Überraschung zum Gesamtsieg. Sie sind die amtierenden Champions einer Schnitzel- oder Schnipseljagd auf Rädern. Ausgerüstet mit geheimnisvollen Plänen, von denen die Teilnehmer die Strecke ablesen, geht es von Station zu Station, über meist ruhige Straßen sowie Rad-, Feld- und Waldwege. Jedes Jahr woandershin und am Ende zurück zur Moritzbastei.

Selbst Leipzig-Kenner, für die wir uns halten, sehen dabei Ecken, die ihnen bis dahin unbekannt waren, und Schleichwege, die sie noch nie geschlichen, geschweige denn geradelt sind. Lustigerweise zischten wir ein Wochenende zuvor schon durch den Stünzer Park, in den die Rallye u.a. führte. In Mölkau allerdings wussten wir schon weniger, in Kleinpösna so gut wie nichts. Am Albrechtshainer See wiederum waren wir schon einmal zur Klassenfahrt.

In Eicha hatten wir noch nie Mittag gegessen, in Fuchshain (oder war es Seifertshain?) noch nie mit Spritzpistolen hantiert, und danach fielen wir auf uns selbst rein: Wir interpretierten eine rechteckige Wasserfläche mit benachbartem Friedhof als das Becken vorm Völkerschlachtdenkmal („Kann nur das sein!“) und kamen so weit von der Strecke ab. Denn gemeint war das Freibad Südost in Stötteritz (also Ostfriedhof statt Südfriedhof).

Nicht so schlimm, denn diese Rallye ist eine Entdecker-Tour, und wir entdeckten nun Liebertwolkwitzer Neben- und Hauptstraßen. Holzhausen wäre richtig gewesen. Dennoch gelangten wir zurück zur Moritzbastei und trafen dort all die, die wir unterwegs immer getroffen hatten, solange wir noch korrekt gefahren waren. Nur nette Leute – ob Teilnehmer oder Organistoren.

Gestaunt haben wir über die Starter, die nicht aus Leipzig waren, wie zum Beispiel Cate und Gerd aus Dresden. Die müssen es doch noch schwerer gehabt haben als wir! Andererseits deuten die nichts falsch – in vermeintlicher Kennerschaft. Bester Beweis sind Franzi und Franz, ebenfalls aus Dresden. Franzis Schwester kannte die Moritzbastei und die Rallye. „Weil sie dort während ihres Studiums gejobbt hat und selbst gern mitgefahren ist“, so die aktuelle Siegerin. „Sie fragte mich mal, ob ich mitfahren möchte. Franz und ich kannten uns schon vor der ersten gemeinsamen Rallyefahrt, ein richtiges Paar sind wir allerdings erst seit 2007.“

www.moritzbastei.de