Gestern kam der Neubau der Sächsischen Aufbaubank (SAB) samt seines „Gartens“ in den LVZ-Leserbriefen nicht gut weg („Da kann es einem schlecht werden“, „Die Säulen sind blanke Angabe“). Am 14. Juli 2021 hatte die Zeitung das Projekt bzw. Objekt, welches am 9. September eröffnet werden soll, näher vorgestellt. Der Säulengarten werde Forum heißen, erfuhren wir da unter anderem, und wolle an die Historie von Löhrs Garten anknüpfen. Das von 250 Betonsäulen flankierte Gebäude, so lasen wir, schreie nicht nach Aufmerksamkeit, die Kantine werde abends öffentlich nutzbar sein, kulturelle Veranstaltungen solle es auch geben …
Warten wir’s ab und schauen bis dahin in die Vergangenheit. Bekanntlich wurde das Grundstück an der Gerberstraße vor der SAB von Robotron genutzt. Wir haben erst am 3. Juli einen Gastbeitrag dazu veröffentlicht („SAB-Vorgängerbau Robotron“). Mitten in dessen Entstehungs- und Abstimmungszeit erreichte uns eine Mail aus Thailand, als hätte deren Absender von unseren Aktivitäten gewusst. Dale, Jahrgang 1960, bei Bratislava geboren, erinnert sich an Robotron, Leipzig, die hiesigen Frauen und an DDR-Musikgruppen. Wir zitieren:
„Beim DDR-Robotron war ich Hardware-(Diplom-)Ingenieur, also nicht bei Robotron direkt, aber bei der Staatsbank der CSSR, die die groessten ‚Mainframe‘-Computer in der CSSR hatte, ein grosses Rechenzentrum in Prag und einen Ersatz in Bratislava (es war doch eine ‘Foederation’, tschechisch-slowakisch, wenn auch ‘sozialistisch’) … Die hatten IBM-360/370-Klone (hergestellt von Robotron, hiess ES1040 ‚auf sozialistisch‘), aber es was alles genau dasselbe, wir haben sogar aus original Englisch-Buechern studiert …“
„Also in 1986-1989 hatte ich Robotron-Mainframes studiert (in Leipzig etwa fuer 6 Wochen den ‚Basic Course‘ in April-Mai 1986) und dann auch viele ‚Peripherien‘ wie Drueckereien, Magnetbaender, Festplatten, Kommunikationsgeraete, usw. – jedes Jahr etwa ein, zwei Monate in Leipzig (Robotrons Schulungszentrum fuer die ganze DDR und ‚die Laender des sozialistischen Lagers‘ war in der Gerberstrasse beim Hauptbahnhof, wir wohnten nebenbei). Also vielleicht verbrachte ich ein halbes Jahr bei Robotron in Leipzig, insgesamt …“
„Und den Zoo in Leipzig mag ich auch am meisten (und die Maedels …). Na ja, fuer mich hiessen die DDR-Gruppen eigentlich Ute, Simone, Katrin, Connie, usw. – je nachdem, welches Maedchen welche Gruppe/Band mochte … Ich erinnere mich noch an Karussell, usw. – in 1986-88, meine ‚Robotron-Zeiten‘ in Leipzig, mit Katrin und Connie (die waren doch aus Leipzig, aber zuerst traf ich beide Schwester am FKK-Strand im Ostseebad Bansin in 1983) waren wir in verschiedene Klubs, Kneipen, Diskos, Keller, usw. in Leipzig gegangen … Und manche Rock-Bands spielten da sogar ‚live‘, ich trank meistens Vodka + Juice oder DDR-Whiskey + DDR-Cola. Aber nach 1990 und meinem Amerika-Leben habe ich alle alten DDR-Kontakte verloren … Wenn ich eines Tages (nach Covid-Zeiten …) auch nach Leipzig wiederkomme, werde ich Euch aufsuchen und wieder einmal Deutsch sprechen, und ueber alte und neue Zeiten – nach etwa 30 Jahren.“
Mach das, Dale, bring bitte alte Fotos mit und verrate uns dann auch Deinen tschechischen oder slowakischen Vornamen. Wir freuen uns auf ein Treffen im neuen Säulengarten, nutzen sicher den Freisitz der SAB-Kantine und spazieren anschließend hinüber zum Zoo, um danach in die Stadt zu gehen und gemeinsam herauszufinden, welche Klubs, Kneipen und Keller von damals noch existieren!