In der Fisch-Bar nahe des Leutzscher Rathauses gibt es weder Fisch, noch war das Lokal einst ein Fischladen. Gastgeber Danny betrieb auf einem Festival mal eine Bar und verkaufte dort unter anderem Fischbrötchen.
Seine Bar in der Georg-Schwarz-Straße 109 startete vor fünf Jahren als Café und Bistro, die Öffnungszeiten passten sich im Laufe der Zeit den Gewohnheiten des Publikums an und verschoben sich vom Tag auf den Abend. Normalerweise zieht Danny die Rolläden jetzt mittwochs bis sonnabends jeweils kurz vor 20 Uhr nach oben. Essen kann man bei ihm gesalzene Nüsse, vegetarische Burger und hin und wieder auch ein Stückchen Kuchen.
Der einstige Getränkeladen stand leer, als Danny vor sieben Jahren aus Pirna nach Leipzig kam. In die zwei gemütlichen Räume passen 30 bis 50 Leute. Konzerte, Lesungen, Ausstellungen fanden und finden hier statt – in der zweiten Januarwoche soll’s nach einer schöpferischen Pause weitergehen.
Stammgästin Madlen feierte am letzten offenen Tag des Jahres 2015 ihren 30. Geburtstag in Dannys Bar, sie sieht das Lokal als „verlängertes Wohnzimmer“ an – hier trifft man die Freunde. Madlen wechselte vor zwei Jahren aus Dresden in den Leipziger Westen, seitdem frequentiert sie die Fisch-Bar.
Auf dem Kühlschrank wacht eine Möwe, auf den Gläsern schippern Segelboote und von der Wand prangt ein Gemälde mit Schiffen in schwerer See – all das hat sich über die Jahre angesammelt, sagt Danny, wurde von Gästen mitgebracht.
Der Pirnaer bedient derweil die elektrische Kaffeemühle (ein Geräusch wie früher bei den Eltern) und bereitet zwei Portionen Russisch Koks vor. Wir stoßen an, lassen frischgemahlenen Kaffee und Zucker auf der Zunge zergehen und gießen anschließend einen Wodka nach. Probieren könnte man zum Beispiel auch eine Polnische Hochzeit (Büffelgraswodka + Apfelsaft) oder die Rakete (= Aperol Sprizz, jedoch mit Sekt anstelle von Prosecco).
In den Vitrinen auf der Nostalgie-Toilette werden Kronkorken und Feuerzeuge gesammelt. „Wenn die Vitrinen voll sind, machen wir zu“, droht der Chef mit einem Lächeln und erzählt, dass die Glaskästen vor nicht allzu langer Zeit hier im Schaufenster standen und einer Nussknackersammlung (!) den Rahmen gaben. Jetzt dekorieren sie wie große Aquarien das Fisch-Bar-WC und können noch jahrelang Kronkorken aufnehmen …