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Dirty Four & Clean Jim

Dirty Four and Clean Jim

In einem gut versteckten Engelsdorfer Proberaum – mit eigener Theke! – hatten wir Gelegenheit, die schmutzigen Vier mitsamt des sauberen Jims zu beobachten und zu belauschen. Sie proben für ihr neues Programm, das im nächsten Jahr zu erleben sein wird. „Alles bei uns ist handgemacht“, sagt Tom, bei den Dirty Four verantwortlich für Gitarre und Gesang. Lester, Bass und Gesang, verrät: „Wir haben unser halbes Leben lang immerzu Musik gehört, dann wollten wir selbst welche machen.“ Also gründeten sie eine Band.

Picus wiederum, Gitarre, Gesang und Mundharmonika, freut sich auf jeden Donnerstag, denn an diesem Tag wird geprobt! Und schließlich Chris, der Schlagzeuger und zuletzt ins Quartett eingestiegen, meint in Richtung der Bandgründer Lester und Picus: „Die Stories, die ihr erzählt, könnten auch Songs sein!“ Sind sie zum Teil auch. Doch ehe wir darauf zu sprechen kommen, wollen wir Jims Geheimnis lüften, bei dem Saubermann handelt es sich nämlich um Jim Whiting, Schöpfer und Macher der sagenhaften „Bimbo Town“, welcher den Vierer seit kurzem als Nummer 5 am Saxofon verstärkt.

Lester und Picus sind zu tiefsten DDR-Zeiten als sogenannte Kunden von Konzert zu Konzert gefahren, u.a. nach Gaschwitz, in den Eiskeller oder den Schwarzen Jäger. Heute spielen sie Punk ’n Roll und verstehen darunter: „Unkommerzielle Musik, das, was uns gefällt. Wir wollen die Leute unterhalten und selber eine schöne Zeit haben. Uns muss es Spaß machen, dann gefällt es auch dem Publikum.“

Zu hören gibt es bei ihnen u.a. Lieder der Rolling Stones, von Lou Reed und Dr. Feelgood, aber auch eigene Titel, die erfreulicherweise gut ankommen. Einer davon nennt sich „Red Light (Rotlicht)“ und erinnert an eine Gruppe, der Lester in seiner Jugend hinterhergereist ist. Rotlicht hießen wirklich so, nicht wegen des Viertels, sondern wegen der damals üblichen Bestrahlung, und sie waren im Vogtland, in dem Lester aufgewachsen ist, eine feste Größe.

Wenn sich Picus und Lester ihre erste Probe ins Gedächtnis zurückrufen, gestehen sie: „Es war ernüchternd. Keiner wollte singen, es gab eine Hemmschwelle – aber dagegen hilft Bier!“ Die Hilfe wurde angenommen und die Schwelle überwunden. Otis & The Hitchhikers, wie sie sich anfänglich in etwas anderer Konstellation bezeichneten, mutierten zu Dirty Four. Tom ist seit 2016 dabei, Chris seit 2022 und Jim – wie gesagt – seit 2025.

Über Jim verrät Chris: „Er macht das, was ich beruflich mache, Maschinenbau, allerdings als Kunst.“ Und Chris ergänzt: „Nach langen Gesprächen über Maschinen kamen wir irgendwann auf die Musik.“ So fügte sich die Nummer Fünf in den Vierer ein. Jim, der sein Lebenswerk Bimbo Town auf der Agra, in der Fockestraße sowie in der Spinnerei (bis 2016) betrieben hatte, würde es gern noch einmal aufbauen und sucht dafür ein geeignetes Gelände.

Dort könnten Dirty Four dann auch ein Konzert geben, so wie einst im alten Riverboat, zu dem nach Mitternacht sogar die Polizei gekommen war. Warum? Es wurde geraucht, die Türen standen deswegen offen und die Musik gelangte von innen nach außen – das war für einige Anwohner zu laut. Verständlich.

Zum Abschluss Lokalpatrioten-Geografie: Wo wohnen Lester, Picus, Tom, Chris und Jim? In Paunsdorf, zweimal in der Südvorstadt, in Leutzsch und in Markkleeberg. In Engelsdorf wird geprobt und in ganz Leipzig und Umgebung gerne und lange live musiziert – seit Überwindung der Hemmschwelle sogar mit Gesang! Die Termine findet Ihr in Kürze auf der Internetseite der sympathischen Band.

www.dirty-four.de +++ www.bimbotown.de