Spätsommer oder Frühherbst – für unseren Spaziergang durch die Promenaden erwischten wir einen sonnigen Tag. Von der Otto-Schill-Straße stießen wir auf den Ring, der die Stadt Leipzig einst als Befestigungsanlage umgab und nach dem Siebenjährigen Krieg in einen an mehreren Stellen parkartig anmutenden Grünstreifen umgewandelt wurde. Neben diesem Promenadenring für Fußgänger schlingt das Pendant für Autofahrer sein mehrspuriges Asphaltband um die Innenstadt.
Wir aber laufen vom Dolz-Plato-Denkmal, das wir uns frevelhafterweise erst jetzt zum ersten Mal näher angeschaut haben, in Richtung Thomaskirche und kommen an blumenumrandeten Rasenflächen vorbei schnell zum alten Bach- sowie dem Mendelssohn-Bartholdy-Erinnerungsstein. Große Bäume und kleine Zäune bzw. Begrenzungen vervollständigen das Bild. Nun sind wir schon am Märchenbrunnen, der Grünstreifen weitet sich hier, zwischen dem Elsterartig auf der einen und dem Hundertwasser auf der anderen Seite, zu einem wahrhaftigen Stück Park.
Wenige Schritte hinter der Runden Ecke gerät das neuere Wagnerdenkmal ins Blickfeld, das ältere steht am Schwanenteich (der neuere Bach übrigens neben der Thomaskirche). Nächster Geehrter ist der Homöopath Hahnemann. Bevor wir ihn neben dem Enchilada sehen können, müssen wir allerdings noch einen Beinahe-Wald durchqueren. Dafür fällt der Grünanteil nach Hahnemann um einiges geringer aus. Immerhin, zwischen den metallenen Pusteblumen sind Bäume gepflanzt. Der Abschnitt vom ehemaligen Kaufhaus am Brühl zum Hallischen Tor dürfte der schmalste im Promenadenring sein.
Am Bahnhof gegenüber vom Hotel Astoria wird’s dann wieder breiter und vor dem Parkhotel regelrecht üppig! Die Blumenpracht an dieser Stelle überrascht uns. Beim Bürgermeister-Müller-Denkmal aber wussten wir von der mehrmals im Jahr wechselnden farbenfrohen Bepflanzung. In der Anlage am Schwanenteich folgt eine weitere Überraschung – der Jakobsweg führt hier entlang. Vermutlich sind es also Pilgerbrüder und -schwestern, die sich auf den Wiesen und Bänken rund um das fischhaltige Gewässer ausruhen (die LVZ meldete am 19.09.2020: „Angler holen 100 Kilo Fisch aus dem Schwanenteich“).
Es gibt interessante Bücher zum Thema, z.B. den 1990 von F.A. Brockhaus verlegten Titel „Promenaden bey Leipzig“, ein Nachdruck, ursprünglich stammt das Buch von 1781. Ein Stadtplan, der unsere Stadt ungefähr um diese Zeit zeigt, liegt dem Buch bei. Weiterhin empfehlen wir den „Leipziger Promenadenring – Eine historische Rundfahrt“ (Lehmstedt) und „Bürger, Gärten, Promenaden – Leipziger Gartenkultur im 18. und 19. Jahrhundert“ (Passage Verlag).
siehe ergänzend unseren Beitrag „Leipziger Grün II“ (Mai 2014)