Der Held im Film „MicMacs“ arbeitet in einer Pariser Videothek, die Helden von Roland Morgenstern arbeiten in der Tankstelle Brünner Straße 3. Dort nämlich hat der aus Eisleben stammende Lindenauer seine Idee von einer Video-Tanke umsetzen können. Zwischen ihm und Tankstellen-Chef Andreas Schneider habe „von vornherein der Funke gepasst“.
Und so bündelten die Beiden im Zusammenspiel mit Internet-Mann Tobias Bär die Vorteile von herkömmlichen und Online-Videotheken sowie die einer stets und ständig geöffneten Tankstelle und „ließen die Nachteile einfach weg“. Das Ergebnis: Interessierte können „preiswert, legal und rund um die Uhr“ Filme holen, bringen und selbstverständlich gucken. Circa 500 Titel sind verfügbar, vor allem die Neuheiten des jeweils letzten halben Jahres. Roland Morgenstern, der mit der Resonanz seit dem Start im August „mehr als zufrieden“ ist, schaut sich die Entwicklung jetzt fünf, sechs Monate an und möchte sich dann in weiteren Tankstellen engagieren.
Vom Film zur Musik: Mitte September ist Ulrich Reis mit seinem Plattengeschäft „Schall und Rausch“ von der Grünewaldstraße ins Westwerk gezogen. Im bisherigen Quartier mit Blickkontakt zum Café Cantona „wäre es sowieso nur noch eine begrenzte Zeit gegangen“, sagt er. Ausschlaggebend aber sei das interessante Angebot gewesen, das aus der Karl-Heine-Straße angeflattert kam und auf einen langgehegten Wunsch in Ulrich Reis traf: „Ich wollte immer in eine alte Fabrikanlage.“
Im Westwerk gibt es Künstler, Ausstellungen, Theater, Klamotten – und fürs „Schall und Rausch“ nun Blickkontakt zu Thilo Egenbergers Lipz-Limo-Laden. Ulrich Reis hingegen hat den Schwerpunkt vor knapp 20 Jahren schon auf Schallplatten gelegt und handelt vorrangig mit dem, „was man früher Independent nannte“. Der einstige Kölner jobbte während seines Deutsch-Französisch-und-Philosophie-Studiums in einem Plattenladen und fand das schließlich besser als sein Studium. Und jetzt findet er Plagwitz besser als die Grünewaldstraße …
Und das noch: Dort, wo „Schall und Rausch“ jetzt zu Hause ist, gab’s vorher Porzellan. Das gibt es auch noch, aber inzwischen woanders (siehe unsere Fotos).
Nachtrag im Juni 2016: In Ulrich Reis‘ Geschäft in Plagwitz zog zu Jahresbeginn das WestFach ein. Tonträger bekommt Ihr sogar noch – unter anderem.