1979 zeichnete der in Leipzig lebende Ulrich Forchner ein Fußballposter, das seinerzeit in vielen Kinder- und Jugendzimmern Platz und vor allem Aufmerksamkeit fand. In seiner Mitte hatten sich zwei Mannschaften hoffnungslos ineinander verknäult – aber richtig! Und rund ums Spielfeld waren Publikum, Kommentatoren und Ersatzspieler verteilt – reizvolle Nebenschauplätze.
Eine Sportskanone schoss über den Rasen, ein Arzt schwebte zu einem runden Leder, dem die Luft ausgegangen war, eine Oma häkelte am Netz eines Tores. Ein Torwart füllte einen Ball mit Blei (wünschen wir ihm, dass er dieses Schwergewicht nie parieren musste), „Hans Florian Görtl“ plauderte von „Freundschaftsspielchen“ und „Bömbchen“, und das Publikum gab hinter der Banderole seinen Senf zum Geschehen. „So kommt Ihr nie in die ‚Unterliega'“, schrie einer. Ein anderer rief: „Faul“. Und eine Dame fragte, wie es denn stünde.
Auf der Bande stand unter anderem: „Nur Korn bringt uns nach vorn“ und „Trink Echt Ulrich – das Cartoonisten-Bier“. Ulrich Forchner spielte hier auf die Leipziger Brauerei seines Vornamens an. Die hieß zu der Zeit zwar Stadt-Bräu (bis Anfang der 1990er ansässig in der Emilienstraße), aber alle wussten bescheid.
Cartoonist als Tätigkeitsbezeichnung ist mittlerweile selten geworden und die Galerie P in der Erich-Ferl- bzw. Wurzner Straße seit Ewigkeiten geschlossen und auch vergessen. Dort zum Beispiel gab es Großformate wie das Fußballposter. Und im Polnischen Kultur- und Informationszentrum am Brühl konnte man riesige, künstlerische Jazzplakate aus dem Nachbarland kaufen – die haben uns damals wenig interessiert.
Zurück zum Fußball: Verknäult zeigt der Zeichner hier schlauerweise weder Chemie (grün-weiß) noch Lok (blau-gelb), sondern zwei schwer zu identifizierende Herrensportabteilungen – eine in Rot-Gelb (das könnte Vorwärts Frankfurt/Oder sein) und eine in grünen Hosen und hellfliederfarbenen Jerseys. Keine Ahnung, wen diese Jungs darstellen sollen. Möglicherweise Wismut Gera, denn Ulrich Forchner stammt aus der Ecke …
siehe auch unseren Beitrag „Fortsetzung Forchner“ (April 2014)