Als wir am 12. Juli 2023 die frisch sanierte Fregestraße 1 auf Facebook zum Thema machten, ließ uns Andreas Schubert eine Studie von Karina Lau zukommen, „Das bürgerliche Leipziger Stiftungswesen im 19. Jahrhundert“. Entstanden ist diese im Umfeld der Tausendjahr-Feierlichkeiten unserer Stadt 2015. Die Autorin nutzte als Quelle u.a. das „Stiftungsbuch der Stadt Leipzig von Heinrich Geffcken und Chaim Tykocinski aus dem Jahr 1905“ und verweist auch auf Thomas Adams Aufsatz „Das soziale Engagement Leipziger Unternehmer – Die Tradition der Wohnstiftungen“. Da erwähnt sie die wohl allen Interessierten bekannten Meyerschen Häuser bzw. die Stiftung Herrmann Julius Meyers.
Andreas und uns aber geht es um die Fregestraße 1 und 3, eine Stiftung des Bankiers Christian Gottlob Frege III. (1778-1855) aus den Jahren 1849-60. Karina Lau führt aus, dass Arbeiter zu jener Zeit an „chronischer Wohnungsnot“ litten und Frege, um das zu ändern, die Tradition der Wohnstiftungen begründete. Er vermachte dem Rat der Stadt Leipzig 20.000 Taler zum Zwecke der Errichtung kleiner Mietwohnungen. Die Kommune sollte das Grundstück dafür bereitstellen. Gesagt, getan, 1864 wurden zwei Häuser mit je sechs Wohnungen – die Fregestraße 1 und 3 – gebaut. Später folgten weitere „Fregehäuser“ in der Arndtstraße 49 (1887) und in der Naunhofer Straße 21 (1933/34).
Zu den Stiftungsgebäuden in der Fregestraße gehörte von Anfang an ein Mietergarten. 2013 berichtete die LVZ vom Vorhaben der GRK-Holding, diesen Teil des denkmalgeschützten Ensembles zu bebauen. Zum Glück ist das bis heute nicht geschehen, obwohl GRK-Chef Steffen Göpel seinerzeit recht geschickt argumentierte und der Stadtverwaltung den umstrittenen Abriss des Baudenkmals Funkenburg im nahen Ranstädter Steinweg ankreidete (siehe unseren Beitrag „Alte Bilder I“ vom Februar 2012). Dort hätte sie sich auch nicht um den Denkmalschutz geschert …
P.S.: Die Fregestraße wurde 1862/63 nach Christian Ferdinand Frege (1780-1821) benannt, dem Bruder des Wohnungsstifters.
Herzlichen Dank an Andreas Schubert, Karina Lau und die LVZ!
siehe zum Thema Frege auch unseren Beitrag „Das Millionendorf“ (Januar 2013)