Freundin Ariane wohnt noch nicht ewig in Leipzig, letztens suchte sie darum vergebens nach dem Scherbelberg. Sie hatte ihn im eigentlichen Rosental vermutet und dort nicht gefunden. Unser Tipp an sie und alle anderen: Folgt der Herloßsohnstraße, das ist am einfachsten. Da sieht man das Ziel und gelangt recht schnell an das selbige.
Lauft oder fahrt mit dem Rad über die Brücke und nehmt dann den ersten oder zweiten Weg nach rechts, je nachdem, wie steil der Anstieg sein soll. Manche bezwingen den Scherbelberg geradewegs wie die Sherpas und laufen die „Wand“ nach oben, andere wählen die gefälligere Serpentine …
Oben angekommen, solltet Ihr Euch erst einmal ansehen, wie viele Besucher der Turm gerade zu verkraften hat. Je mehr es sind, desto stärker wackelt er. Letztens kehrte eine feierbereite Jugendgruppe in der Mitte des Aufstiegs um, weil die Plattform zu sehr hin und her schwankte. Circa 20 Treppensteiger waren eindeutig zu viel.
Schwanken und wackeln könnt Ihr ebenso auf der nahen Kettenbrücke – mit einem besseren Gefühl in Kopf und Magen. Außerdem warten im näheren Umfeld des Turms ein Teich, den man je nach Lichteinfall entweder romantisch oder vernachlässigt finden kann, sowie ein Grillplatz.
Wer nicht selber grillen möchte, geht zurück in die Herloßsohnstraße und sucht die Gartenkneipe „West Gohlis“ auf. Beim Bierchen dort könnt Ihr gleich darüber nachdenken, wer dieser Herloßsohn eigentlich gewesen ist.
Nachtrag 1: Ariane war inzwischen oben! Mit ihr „wackelten“ vier Leute auf Treppe und Aussichtsplattform herum – das ging. Über die Kettenbrücke lief sie dann ganz alleine.
Nachtrag 2: So wie man den Turm Wackelturm und Scherbelbergturm nennen kann, trug auch der „Berg“ verschiedene Namen. Gut nachvollziehen kann man das auf alten Ansichtskarten, wo er als Aschenberg (1896), Mont Georgi (1897; nach Otto Georgi, 1876-99 (Ober-)Bürgermeister von Leipzig, Namensgeber des Georgirings), Rosenthalberg (1902), Monte Scherbelino (1910) sowie selbstverständlich als Scherbelberg (u.a. 1890 und 1910) bezeichnet wird.
siehe auch unseren Beitrag „Der Monte Scherbelino“ vom November 2012