Wenn man von der Prager Straße in die Kommandant-Prendel-Allee einbiegt und bis an deren Ende fährt, landet man im Sonnenwinkel. Dort stehen schöne Häuser in schönen Grundstücken und mittendrin befindet sich eine hübsche und gemütliche Wohngebietskneipe, die auch eine Gartenkneipe sein könnte. Ihr Name: Sonnenwinkel, hinter ihr tut sich ein Feld auf und davor ein kleiner grüner Platz.
Sonnenwinkel ist eine schöne Adresse, das Völkerschlachtdenkmal nicht weit. Seit 1971 gibt’s die Gaststätte und einmal im Jahr ein Schlachtfest. Dann zeigt sich das Lokal besonders gut besucht. Die Schlachteplatte kostet 6,90 Euro, das Eisbein mit Klößen 6,80 Euro (auch als kleine Portion erhältlich, siehe Foto). Und „Tote Oma“ (Grützwurst) mit Kartoffeln und Sauerkraut ist bei unserem Besuch schon alle – nicht so schlimm, früher in der Schule wollte das kaum einer essen (wir eingeschlossen).
Viel lieber löffelten wir Schwedeneisbecher (den bekam man damals aber selbstverständlich nicht im „Esskeller“ in der Schulspeisung), hier ist er für 4,50 Euro zu haben. Ein Kännchen Kaffee dazu wird im Sonnenwinkel für 3 Euro auf den Tisch gestellt – von einer freundlichen Kellnerin. Und dann lauft mal rum in der Gaststube, entdeckt eine Sammlung Wernesgrüner-Gläser in einer versteckten Eckvitrine, ansonsten viel Holz, einige Jagdutensilien und die früher so typischen Grand Ouverts an der Wand.
Kneipen wie der Sonnenwinkel sind für ihre Anwohner eine Selbstverständlichkeit, für uns aber, die wir auch gern in Spizz, Luise und Kowalski sitzen oder in Nato, Orange und Puschkin sowie im Helheim, Noch Besser Leben oder La Cantina, für uns sind solche ganz normalen Kneipen gleichermaßen Ausflugsziele und Geheimtipps.
Bei der Gelegenheit: Mit Freunden aus Stötteritz waren wir letztens bei einer Feier im Gast- bzw. Brauhaus Napoleon in der Prager Straße 233 (Probstheida), oben in der ersten Etage. Ein toller Saal, ein wunderbares Buffet! Da müssen wir nochmal hin und uns auch die eigentlichen Gasträume anschauen. Am besten, bevor das 200-Jahr-Jubiläum der Völkerschlacht beginnt. Da wird dort in der Ecke viel los sein …
Nachtrag am 11.04.2014: Heute schreibt die LVZ-Beilage Theke über Uwe Eigler, den Wirt vom Sonnenwinkel. Anlass sind dessen 50 Jahre in der Gastronomie – „im Parkhotel Leipzig, im Interhotel ‚Stadt Leipzig’*, in der Bier-Bar am Brühl oder die letzten 25 Jahre in der Gaststätte ‚Sonnenwinkel'“. Am 1. Mai von 10 bis 14 Uhr werde ein „kleines Fest“ gefeiert mit „musikalischem Frühschoppen“ und vor allem mit Erinnerungen der Wirtsleute in Wort und Bild!
Nachtrag zum Napoleon: Wir waren noch einmal dort! Empfehlenswert!
Nachtrag am 01.07.2014: Letztes Wochenende haben wir von befreundeten Sonnenwinklern erfahren, dass die Eiglers ihr Lokal an eine Nachfolgerin übergeben haben. Da müssen wir also mal wieder hin …
Nachtrag am 02.05.2015: Wir waren wieder da und sehr zufrieden! Der Charakter der Kneipe ist geblieben (= schön normal), die Bedienung freundlich und flink, das Essen gut, der Sonnenwinkel also nach wie vor empfehlenswert.
Nachtrag am 07.11.2015: Traurig und schrecklich – in der Nacht vom 5. auf den 6. November ist die Gaststätte komplett abgebrannt.
* zu den alten Hotelnamen siehe auch unseren Beitrag „Wie die Hotels früher hießen“ (Dezember 2012)