Stötteritz nimmt im Leipziger Fußball derzeit keinen sonderlich prominenten Platz ein. Dass im schmucken Südoststadion einst drei Meisterschaften gewonnen und sogar Länderspiele ausgetragen wurden, wissen nur noch Interessierte und Eingeweihte. Ihr und wir gehören ab sofort dazu!
Beate und Thomas hatten uns den Tipp gegeben, doch mal das Länderspieldenkmal in Stötteritz abzulichten, sie hatten im Gegensatz zu uns zumindest schon davon gehört. Bei nächster Gelegenheit fuhren wir mit dem Rad in die Oststraße 177 – vorbei an Hopfenspeicher, Bäckerei Wissel und Sachsen-Lotto – und sahen den Stein zum ersten Mal mit eigenen Augen.
Das Länderspiel einer deutschen Arbeiterauswahl gegen die Sowjetunion, das sogenannte „Russenspiel“, ging am 2. Juli 1927 vor circa 25.000 Zuschauern mit 2:8 verloren. Taktvollerweise wird auf dem Denkmal das Ergebnis nicht erwähnt – ebensowenig, dass hier drei weitere Begegnungen stattfanden, allesamt Arbeitersport-Partien:
10.08.1929 Deutschland – England 4:4
30.08.1930 Deutschland – Finnland 4:0
26.12.1932 Deutschland – Polen 4:1
Eine weitere Erstaunlichkeit für uns Heutige stellt die Stärke des Stötteritzer Fußballs zu Beginn der 1920er Jahre dar. „Bis zum Jahre 1933 spielte die 1. Männermannschaft des VfL Leipzig Südost immer in der höchsten Spielklasse des ATSB*“, erfahren wir auf den Internetseiten der Nachfolger (SSV Stötteritz).
Und 1921, 1922 und 1923 konnten die Sportler im schwarzen „Schwitzer“ (!) mit weißem Bruststreifen die Bundesmeisterschaft im Arbeiterfußballsport für sich entscheiden, gegen Nordiska Berlin (3:0), BV Kassel 06 (4:1) und Alemannia 22 Berlin (1:0 und im Wiederholungsspiel noch einmal 2:1 für Stötteritz). Stark!
Jetzt sind wir selber ganz äpplisch auf die Stötteritzer Vereinschronik, die wir demnächst in der Geschäftsstelle „käuflich erwerben“ wollen. Da besuchen wir doch gleich die Gaststätte vor Ort …
www.ssvstoetteritz.de (Historie)
www.fussball-stoetteritz.de (Historie)
* Arbeiter-Turn- und Sportbund
Nachtrag am 13.12.2014: Wir waren heute bei Kuno & Hasi, d.h. in der Gaststätte Südoststadion, und zwar nachmittags zur besten Fußballzeit. Mindestens 20 Stötteritzer Sportler und einer, auf dessen Jacke Südwest zu lesen war, guckten gemeinsam Bundesliga mit Bier, während wir Beefsteak mit Bratkartoffeln und Letscho bzw. Gänsekeule mit Klößen und Rotkraut aßen. Empfehlenswert!
Kuno ist für die Getränke verantwortlich, Hasi fürs Essen (so steht’s auch auf dem Kassenzettel). Beide wissen, wie’s geht. Wie bei der Verwandschaft und auch ein bisschen wie im Urlaub fühlten wir uns. Und wegen der oben erwähnten Chronik müssen wir noch einmal vorbeikommen, die ausführliche Variante kostet um die 20 Euro – solche Stötteritzer sind wir zugegebenermaßen nun nicht, es soll aber auch eine Kurzfassung geben.
Nachtrag am 22.01.2015: Heute ist der SSV Stötteritz in der Zeitung! Die LVZ schreibt u.a.: „Das Kneiper-Duo ‚Kuno und Hasi‘ genießt weit über das Südoststadion hinaus einen legendären Ruf. Dieser liegt nicht nur am guten Essen und Trinken sowie der schon langen Amtszeit (im 22. Jahr!). Sondern auch an ihren einst bemerkenswerten Einsätzen für den Verein.
Wirt Uwe ‚Kuno‘ Grunert stürmte schon mal mit den Töppen direkt vom Zapfhahn aufs Feld zur Unterstützung der Alten Herren. Und Küchenchef Jörg ‚Hasi‘ Hasert tauschte Kelle mit Queue und lochte für das ansässige Billard-Team ein paar Kugeln ein.“