Es gibt Unmengen von Leipzig-Büchern, und wir haben recht viele davon zu Hause. Angeregt vom wunderbaren Titel „Leipzigs langes Leben“, der antiquarisch bestimmt noch zu haben ist (Antiquariate häufen sich in der ruhigen Ritterstraße), zitieren wir aus diesen – nicht um Ordnung reinzubringen, nein, wir wollen vielmehr eine sich ständig erweiternde Wundertüte zusammenstellen.
„Natürlich ist ein Band zu wenig, um alle Geschichten erzählen, alle Bilder zeigen zu können. Aber diesem Mangel können Sie leicht abhelfen. Ja, Sie! Mit dem, was Sie und Ihre Freunde von Leipzigs langem Leben wissen, was Sie selbst entdeckt, gesammelt und fotografiert haben, was Sie aus Briefen, Zeitungen und Büchern zitieren können, lassen sich garantiert viele Seiten füllen. Tun Sie’s! Ihre Enkel werden es Ihnen danken. Viel Spaß beim Lesen und Weiterschreiben“, wünschten Hans Ludwig und Bernd Weinkauf, die Autoren des Bandes „Leipzigs langes Leben“, welcher 1982 erschien und uns heute noch eine amüsante Lektüre und viele, viele Fundstücke bietet. Dieses Weiterschreiben übernehmen wir hier auf geheimtipp-leipzig.de.
„Das derzeit mit Abstand attraktivste Naherholungszentrum ist der Kulkwitzer See (Bus Linie B ab Saalfelder Straße – Markranstädt). Der Braunkohlenbergbau hatte hier Restlöcher hinterlassen, die unter Mithilfe zahlreicher Betriebe 1973 landschaftlich umgestaltet und den Badelustigen übergeben wurden … Großer Beliebtheit erfreut sich die Schiffsgaststätte ‚MS Leipzig‘, ein altes Elbschiff, das mit Tiefladern von Wettin nach Kulkwitz transportiert und 1973 in den Dienst der Gastronomie gestellt wurde“, erläutert Walter Fellmann 1981 im „Tourist Stadtführer-Atlas Leipzig“.
Der 2006 erschienene DuMont-Kunstreiseführer „100 x Deutschland – Die 100 wichtigsten Kulturdenkmäler“ verzeichnet für Leipzig den Neubau des Museums der Bildenden Künste („Neues Kraftzentrum für Leipzig“ – das klingt ja, als hätte es ein Politiker formuliert) sowie das Völkerschlachtdenkmal.
„Alt-Leipzig – Ein Führer zu den baugeschichtlichen Resten der inneren Stadt“, 1911 vom Leipziger Dürerbund herausgegeben: „Das Gesamtbild des Innern von Leipzig, des ältesten Stadtteils, ist in den letzten Jahren durch die wachsende Bautätigkeit wesentlich anders geworden. Nur wenige der alten Bauten haben sich halten können. Das ist eine Notwendigkeit und an sich kein Mangel. Denn neue Bedürfnisse … machen alte Bauformen teils überflüssig, teils schädlich, und fordern neue, besser angepaßte Formen.“
„Am Nikolaikirchhof steht in alter Behäbigkeit die 1568 erbaute Nikolaischule. Ein schlichter Backsteinbau, dessen rote Fenstergewände mit spätgotischen Riefelungen, wie sie auch sonst öfter zu finden sind, gegen den weißen Putz stehen. Das Kranzgesims ist aus Formziegeln gebildet.“
„… steht der Prachtbau des Bürgermeisters Romanus, den sich dieser von 1701 bis 1704 von Fuchs errichten ließ. Dresdner Einflüsse sind unverkennbar, wie ja die dort herrschende Prachtliebe letzten Endes die Veranlassung war, daß auch in den wohlhabenden Bürgerkreisen hier die Bedürfnisse gewachsen waren. Die Fassaden nach beiden Straßenfronten hin sind dreigeteilt und in den Mittelrisaliten von Pilastern durchzogen, die die drei Geschosse energisch zusammenfassen. Der Schmuck der Portale, der Giebel, Fensterverdachungen und Fensterbrüstungen ist ungemein reich und hält sich in den Formen des späteren Barock. Hausflur und Treppenhaus sind geräumig und festlich dekoriert. Der Hof ist regemäßig (…) und architektonisch durchgebildet. Das Haus nebenan, Nr. 29, ist später erbaut. Das Ornament der Fensterbrüstung ist im Charakter des Rokoko gehalten. Die Hauswand zeigt Lisenenschmuck.“
„… ist Freges Haus (Nr. 11) bemerkenswert. Die Ornamentik an ihm, namentlich am Erker ist derb, aber wohlberechnet. Zu beachten ist die Gliederung der Fenster, die wesentlich den monumentalen Eindruck mit hervorruft. Im Hofe ein altes Spottrelief, Luther unter dem Papst und Kaiser Karl V. darstellend.“
„Illustrirtes Reisebuch. Ein Führer durch Deutschland, die Schweiz, Tyrol, Italien und nach Paris, London, Brüssel, Amsterdam, Kopenhagen, Stockholm, Warschau.“, hrsg. von C.F. Jahn 1850 in Berlin: „Leipzig (…), an der Vereinigung der Elster, Pleisse und Parthe, 60.000 Einw. Berühmt als Universität, Messort erster Grösse und Centralpunkt des deutschen Buchhandels. … Vergnügungsorte: Ausser der Promenade um die Stadt, in der Nähe: das reizende Rosenthal mit dem Schweizerhäuschen; Dorf Gohlis, wo Schiller 1785 das Lied an die Freude dichtete; die Insel Buon retiro*; in grösserer Entfernung: Zweinaundorf, Eythra, Machern, Connewitz, Raschwitz, Lindenau, Plagwitz, Schleussig.“
* Die Insel Buon retiro lag in einem von drei Teichen im heutigen Musikviertel (nahe des Glashauses vom Clara-Zetkin-Park) und trug ein Ausflugslokal auf ihrem Rücken. Die Teiche waren beim Lehmabbau entstanden, wurden aber vor Ewigkeiten wieder verfüllt.
Warum der Clara-Zetkin-Park Clara-Zetkin-Park heißt, erklärt das 1973 erschienene Buch „Leipzig“ von Herbert Lachmann und Ferdinand May: „Clara Zetkin, eine der geachtetsten Führerinnen des Proletariats, die leidenschaftliche Verfechterin der Rechte der Frauen, studierte in Leipzig Pädagogik und fand hier ihren Lebensgefährten Ossip Zetkin aus Odessa. Sie, die aufrechte Sozialistin, hat später gern und oft an Leipzig gedacht, an die Stadt, in der sie mit marxistischer Literatur bekannt und in revolutionärer Arbeit geschult wurde. Der Kulturpark ‚Clara Zetkin‘ trägt ihren Namen.“
Erstaunlich aus unserer heutigen Sicht, wie auch die folgenden Zitate aus ebendiesem Buch: „Von der Briefmarke bis zum dicksten Lexikon, von der Landkarte bis zum fremdsprachigen Lehrbuch, in Leipzigs polygrafischer Industrie druckt und bindet man dies alles … Daß auch der Musikaliendruck hier heimisch ist, dürfte bei dem Namen Breitkopf und Härtel ebenso erinnerlich sein wie bei dem Friedrich Hofmeisters, dessen einst von ihm gegründeter Musikverlag 1957 sein 150. Jubiläum feiern konnte.“ – „Jedes dritte Buch, das in der DDR gedruckt wird, kommt aus Leipzig.“
Oder: „Bedenken wir, daß insgesamt in Leipzig 787 Industriebetriebe mit 122 000 Beschäftigten gezählt werden …“ Das war 1973. Wenn das heute noch so wäre, unsere Stadt rangierte ganz vorn in Deutschland – so wie vor dem Zweiten Weltkrieg.
Zuletzt haben wir übrigens zwei alte Bücher über die Leipziger Messe erworben, in der Ritterstraße, und im Buchladen im Alten Rathaus Nikolaus Pevsners „Leipziger Barock“. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann wir die nächsten Schwarten holen …