Bücher Historie

Leutzscher Originalquelle

Ein Buch über Leutzsch

Ein „privater Blick auf Leutzsch“ ist kürzlich in der Reihe „Böhlitzer Hefte“ von der Werbeagentur Kolb veröffentlicht worden. Die Autorin Monika Kirst liefert viele Informationen aus erster Hand, denn sie läuft durch ihren Heimatstadtteil und befragt die Leute – ihr Buch darf daher als Originalquelle angesehen werden!

Unter anderem präsentiert sie uns einen Kunstkrimi mit eigener Beteiligung. Es geht um Leutzsch-Gemälde, die Monika Kirst als Kind im Heimatkundeunterricht gesehen und dann ab den 1960ern vermisst hat. 1990 treibt sie drei der vier großformatigen Bilder in der Schule wieder auf, stark beschädigt durch achtlose Lagerung auf dem undichten und von Tauben verdreckten Dachboden.

Wie sich herausstellt, stammen die Werke von Max Loose (in der Rathenaustraße gibt es ein Loosehaus ) und zeigen Leutzscher Dorfleben im 19. Jahrhundert. Nach jahrelangem Desinteresse offizieller Stellen, auch in den Neunzigern, werden sie schließlich von der Stadt abgeholt, beinahe beschlagnahmt. Doch die Sache geht gut aus …

Wir lesen vom Sattelhof, vom Landwaisenhaus und der Kleinkinderbewahranstalt. Das heutige Wasserschlossgelände war ehemals der Dorfkern – wenn man das weiß, erschließt sich die Struktur mit Kirche, alter Schule und späterem Rathaus sowie den dörflich anmutenden Häusern am Rande des Stadtteilparks.

Der Leutzscher Bürgerverein gründete sich übrigens 1994, um das „Wasserschloss“ als Grünanlage zu erhalten, es sollte bebaut werden. Monika Kirst schöpft aus eigenem Engagement und eigenen Erinnerungen. Die Nähe zum Geschehen ist eine ihrer Stärken. Spannend ist es ebenso, ihren Nachforschungen zur Rückkehr der vom Petershof her bekannten Figur des Architekten Alfred Liebig in die Philipp-Reis-Straße zu folgen* und denen zu Liebigs Kollegen Walther Beyer.

„Leutzsch – Erlebt, erkundet, zugehört“ wird vom Verlag als Band 1 bezeichnet, wir dürfen uns also auf eine (baldige) Fortsetzung freuen. Bis zu deren Erscheinen unternehmen wir eigene Rundgänge im Stadtteil und achten auf Veränderungen. Der Vinyl-&-Kaffee-Laden an der Ecke von Georg-Schwarz- und Sattelhofstraße war uns zum Beispiel bislang kein Begriff …

www.kolb-verlag.de

* Autorin Monika Kirst kannte die Figur seit ihrer Kindheit als „steinernen, etwas übergroßen Mann“, der neben einer Haustür Wache hielt. Alfred Liebig hatte sein Ebenbild sichern und mit nach Hause nehmen können, als die sieben Figuren 1938 vom Petershof verschwinden mussten, weil eine von ihnen den jüdischen Bankier Kroch würdigte. Mittlerweile steht ein Liebig in der Peters- und ein zweiter in der Philipp-Reis-Straße, siehe unseren Beitrag „Die Sieben vom Petershof“ (Januar 2022).