Bücher Schöne Plätze

Wirtliches an der Pleiße II

Wirtliches an der Pleiße 2

Auf unserer Facebook-Seite schrieb Christoph Stahl: „In den frühen 90ern wurde das Bier in der Kneipe so teuer, dass man es in Büchsen vor diversen Kaufhallen trinken musste. Der Niedergang der Eckkneipe …“ Vergleicht man Vorwende- und Nachwendebierpreise, stimmt man ihm zu. Es dürfte sich um eine Verzehnfachung gehandelt haben.

Von den bei Helmut-Henning Schimpfermann in „Wirtliches an der Pleiße“ 1991 registrierten Lokalen mussten auf jeden Fall etliche den Betrieb einstellen. Viele gastronomische Aufenthaltsorte unserer Jugend sind verschwunden, glücklicherweise nicht alle. (Und es gibt ja auch ständig neue!)

Schimpfermann bildet u.a. den Goldnen Adler vom Adler ab, den Thüringer Hof in klein, das Grüne und das Elstertal, die Carlo-Klause, die Brauerei Offenhauer, die Gaststätte Alt-Plagwitz (später Helheim, heute leer) und das Maître-Vorgängerkaffeehaus Posselt. Wir erinnern an diese und weitere Möglichkeiten zur Einkehr.

Zum Beispiel an das Thüringer Eck in der Oststraße 22, 1991 Gaststätte, und an die Stein-Bar in der Cichoriusstraße 14. „Aktuelle Tanzbar, auch mit Disco-Betrieb; täglich geöffnet“, notierte Schimpfermann vor einem Vierteljahrhundert. Die einstige Vorortgaststätte Zum grünen Tal in der Leinestraße 11 ist uns als Eiscafé Sabine ein Begriff. Auch in der Tagesbar Blaufuchs („Nikolaistraße 28/30. HO-Gaststätte am 13. März 1982 eröffnet. Vorgänger: Hotel Zum Blaufuchs, Nikolaistraße 35“) haben wir als Lehrlinge gesessen, im Falstaff am Georgiring nicht – zu teuer.

Die Hoffnung in der Merseburger Straße 140 („1949/90 bewirtschaftet“) lernten wir in den frühen Neunzigern als Spielsalon kennen, damals war Tetris das Maß aller Dinge. Schräg gegenüber befindet sich bis heute die Kleingartensparte Hoffnung West. In der Erholung in der Ritter-Pflugk-Straße rasteten wir manchmal, wenn’s an den Stausee ging, und bei der Huschhalle am Waldplatz („Friedrich-Ludwig-Jahn-Allee 57. HO-Gaststätte; 1991 Anitas Bistro-Eck“) sind wir nicht zum ersten Mal traurig darüber, in den alten Tagen kein Foto von den Leuchtwerbe-Fußabdrücken an der Fassade gemacht zu haben.

Das Schreberheim in der Holsteinstraße 46 wiederum verfügte 1961 unter Regie der HO über 310 Plätze und hielt auch 30 Jahre später noch die Türen offen. Derzeit ist es unserer Ansicht nach geschlossen. Dafür gibt es nach wie vor den Gambrinus in der Odermannstraße, das Deutsche Haus in Paunsdorf, Zills Tunnel, die Pinguin-Milchbar und den Kaffeebaum …

Weitere interessante Bücher zum Thema sind u.a. „Alt-Leipziger Gaststätten auf Postkarten“ (1989, E.A. Seemann Verlag), „Zu Gast im alten Leipzig“ (1996, Heinrich Hugendubel Verlag) sowie „Komm, wir gehen in die Stadt“ (2015, Passage-Verlag). Einen bewundernswerten aktuellen Überblick hiesigen Freizeitgeschehens – das schließt Gastronomie mit ein – bietet der „Stadtschwärmer Leipzig“.

Nachtrag: In Siegfried Hausteins „Wahrener Geschichtsbuch“ von 2014 wird die von uns abgebildete Gaststätte Zum Alten Fritz (Georg-Schumann- / Ecke Toskastraße) als ehemalige Ausspanne und späterer Standort der Volksbücherei Nord beschrieben. Ein zweiter Alter Fritz befand sich in der Karlstraße (heute Büttnerstraße, hinterm Wintergartenhochhhaus).