Von der Schönefelder Allee (vormals Lindenallee) aus drehen wir eine Runde durch den gleichnamigen Stadtteil. Am Mariannenpark und gelungenen Zwanziger-Jahre-Wohnhäusern entlang arbeiten wir uns zum Schloss vor und gucken nicht schlecht – so toll hat das hier beim letzten Mal noch nicht ausgesehen. Schloss, Schlosshof und die umliegenden Gebäude sind bis ins Detail hinein saniert, bepflanzt und gepflegt. Eine Augenweide!
Geht man durch einen Torbogen (mit Informationstafeln) wieder hinaus, steht man auf einer dörflich wirkenden Straße und schaut hinüber zur Kirche und der in unseren Breitengraden selten anzutreffenden Pyramide gleich nebenan. Hinter der Kirche erhebt sich dann sofort das imposante Schönefelder Rathaus, dessen Nachbarschaft wiederum das Kaiserliche Postamt bildet – ein richtiger Ortskern.
Nun befinden wir uns in der Ossietzkystraße. Hier haben wir zu Ostern 2013 das nach wie vor auffällig gestaltete Restaurant Casablanca besucht. Kleinere Dorfhäuser stehen im Wechsel mit Gründerzeitbauten an den Straßenbahngleisen Spalier, so wie wir das z.B. aus der Dieskaustraße in Kleinzschocher kennen oder gerade erst in der Kieler Straße in Mockau in Augenschein nehmen konnten.
An der Einmündung zur Clara-Wieck-Straße lesen wir „Wohnen im Haus Florence Nightingale“ und erinnern uns an lange zurückliegende Englischstunden in der Schule, in denen wir über die britische Krankenschwester sprachen. Florence Nightingale war im Krimkrieg (1853-56) zwischen Russland und dem Osmanischen Reich (unterstützt u.a. von Großbritannien) als Vorläuferin des Internationalen Roten Kreuzes aktiv.
Wir spazieren aktiv bis zur Gorkistraße, in deren Nummer 26 zwei filmtaugliche Ziegenhirten Wurst essen und sich im Armdrücken messen – auf Plakaten eines rumänischen Lebensmittelladens. Sieht man auch nicht oft! Kurz darauf fallen uns mehrere schön bepflanzte Baumscheiben auf – hier kümmert sich jemand. Vielleicht die Leute aus dem Projektladen in der Nummer 80 oder die aus dem Schönefelder Treff am Stöckelplatz?
Am Stannebeinplatz schließlich treffen wir auf Putin! Na sowas, der russische Staatsschef als Graffiti-Motiv? Möglich ist alles. Beim näheren Herankommen stellt sich allerdings raus, dass es sich bei dem Abgebildeten um den Namensgeber des Platzes handelt: Friedrich Wilhelm Stannebein. Dem ist gleich noch eine ellenlange Bank gewidmet.
Hübsche Bänke säumen auch die Fenster des Cafés Trago, vor dem sich schon die Espressofreundinnen und -freunde sammeln. Der Freisitz dazu unter hohen Bäumen vor der Kulisse schmucker Häuser könnte genauso in Paris zu finden sein. Zumindest kommen wir an einem sonnigen Sonntagmittag auf derartige Vergleiche und Gedanken …
Nachtrag im März 2022: In einem Bericht über die Lindenaundorfer Mühle kommt die LVZ am 07.03.2022 auf Stannebein zu sprechen: „Die Müller vergangener Zeiten hatten keinen Wetterdienst und mussten aufkommende Stürme richtig einschätzen. Ein hoch anerkannter Wetter-Vorhersager war Friedrich Wilhelm Stannebein aus Schönefeld …“ Auch Pro Leipzigs Stadtteillexikon für Schönefeld widmet ihm einen längeren Artikel.
siehe auch unsere Beiträge „Entdeckungen in Schönefeld I“ (Mai 2012) und „Leipziger Grün IV“ (Juni 2014)