Ende November kündigten wir das Erscheinen zweier Bücher von Pro Leipzig an*, große Bände, die massenhaft alte Ansichtskarten der genannten Stadtteile zeigen. Plagwitz haben wir damals besprochen, jetzt folgt Schleußig, ein Buch, an dem der zweite uns bekannte Peter aus Schleußig** mitwirkte. Dieser nette Mensch betätigt sich u.a. als Stadtführer und wohnt seit eh und je in der Nähe der Rödelstraße, die mal die Dorfstraße gewesen ist, und des markanten griechischen Restaurants Olymp an der Ecke zur Dammstraße, welches in vergangenen Zeiten den zauberhaften Namen Waldschloss trug. Historische Bilder davon präsentiert das Buch „Schleußig – Ein Leipziger Ortsteil auf alten Ansichtskarten“.
Alt-Schleußig (Gebiet um die Rödelstraße) ist darin auch ein Kapitel gewidmet, wir lesen von 23 Häusern und 250 Einwohnern im Jahre 1867. Bald aber legten der örtliche Gutsbesitzer Bernhard Hüffer und der bis heute populäre Karl Heine los, um Neu-Schleußig (zunächst die Ecke um die nördliche Könneritzstraße) errichten zu lassen, die schönen Straßenzüge zwischen Flüssen und Waldstücken, von denen man mühelos in die Innenstadt und wieder zurück spazieren kann. Damals floss an der Nonne noch die Rödel, u.a. am Restaurant „Zum Ritter“ (jetzt Sancho Pancha) vorbei und an der Konditorei Albrecht (La Chocolaterie), der Fluss wurde in den 1920ern verfüllt und zu einem Flanierweg.
Und weil wir gerade gastronomisch waren, zählen wir gleich noch ein paar verflossene Namen auf – das Elstertal (derzeit Baustelle), die Stadt Rochlitz, den Sächsischen Hof, die Könneritzburg, den Grünen Jäger, die Börse, die Post und das Goldene Horn. Sie alle sind in Pro Leipzigs Bildband zu finden, in der Wirklichkeit aber nicht mehr. Traditionell bis in die Gegenwart dürften unserer Meinung nach die Bauhütte in der Könneritzstraße sein und sicher auch die Zwanzig in der Industriestraße. Auf jeden Fall hat man in Schleußig diverse Möglichkeiten, einzukehren, wir zum Beispiel mögen den Heimathafen*** und das Maza Pita (beide in Könneritzstraße).
Stichwort Heimathafen: Die „Insel“ Schleußig wird vollständig von der Weißen Elster und dem Elsterflutbett umflossen und ist über elf Brücken und Stege erreichbar. 1909 und 1924 wütete hier das Hochwasser, mehrere Ansichtskarten aus der Rödel-, Pistoris- und Schnorrstraße zeugen davon. Die positive Seite der Wasserlage nutzen u.a. die Bootsverleihe Herold und Klingerweg**** (früher Bootshaus Sturmvogel); bei gutem Wetter und vor allem am Wochenende hauen sich die Leute hier fast die Paddel um die Ohren, so voll ist das.
Loben wollen wir noch die Straßennamenerklärungen auf Seite 117, da erfahren wir von erstaunlich vielen Malern – Bretschneider, Calau, Haußmann, Holbein, Hoyer, Klinger, Oeser, Perre, Schnorr und Tischbein, etlichen Gutsherrn wie dem erwähnten Hüffer und einigen Ratsherrn wie Blümner und Stieglitz. Unsere Fotos stammen aus den letzten Jahren und sind damit nicht annähernd so geschichtssträchtig wie die in diesem empfehlenswerten Ansichtskartenbuch von Wilfried Grylla, Peter Helbig und Thomas Nabert, allerdings eine Anregung für einen baldigen Rundgang durch Schleußig!
* siehe unseren Beitrag „Alte Ansichten von Plagwitz und Schleußig“ (November 2022)
** siehe unsere Beiträge „Lützschena liest, Schleußig genauso“ (März 2022), „Geheimtipp für Wildschweine“ (Dezember 2021) und „SAB-Vorgängerbau Robotron“ (Juli 2021)
*** siehe unseren Beitrag „Eine Parthe an der Elster“ (September 2018)
**** siehe unseren Beitrag „Wasserwandern in Leipzig III“ (August 2014)