Mit „Sonderhalt am Osterwald“ werden die nächsten Fahrten der Museumsfeldbahn vonstatten gehen, ein Reim, den wir einfach zitieren mussten, zumal wir letztes Wochenende, am Winterfahrtag, endlich und zum ersten Mal vor Ort gewesen sind. Bis dahin kannten wir die kleine Bahn zwar vom Hörensagen, wussten aber nicht genau, wo sie denn eigentlich fährt.
Warum? Weil wir am Lindenauer Hafen stets auf die imposanten Speichergebäude geschaut hatten und nie in die entgegengesetzte Richtung. Genau dort aber startet die Kies- bzw. Feldbahn und bringt Interessierte zu den Schönauer Lachen* oder aber zu ihrem Museumsbahnhof – am 31. März und 1. April dann mit „Sonderhalt am Osterwald“.
Das Ganze erinnert an die Pionier- bzw. Parkeisenbahn am Auensee sowie an das Eisenbahnmuseum** in Kleinzschocher. Überall sind freundliche, gesprächsbereite und ihre Freizeit für die Freude anderer opfernde Männer und Frauen am Werk, halten Fahrzeuge und Schienenwege in Ordnung, Informationen und einen Imbiss bereit. Hinzu kommen das romantische Erlebnis einer Zugfahrt wie in der Kindheit (u.a. mit Pappfahrkarten, die gelocht werden) und in Lindenau und Kleinzschocher die Möglichkeit, in Schuppen und Werkstätten gucken zu dürfen.
Von den vielen Schautafeln im Bahnhofsgelände am Kanalhafen haben wir die untenstehenden Jubiläums-Schlauheiten zusammengeklaubt. Weitere Details und Zusammenhänge hält die empfehlenswerte Internetseite der MFLL (Museumsfeldbahn Leipzig-Lindenau) bereit, u.a. auch Hinweise zur Anfahrt. Dennoch verkünden wir es hier separat: Dort, wo die Plaut- zur Lyoner Straße wird, biegt Ihr ins Hafengelände ein, stellt Auto oder Rad ab (Platz ist ausreichend vorhanden) und guckt mal nicht zu den alten Speichern, sondern in Richtung Schomburgk- oder Plautstraße. Das nächste Mal zu Ostern!
* siehe unseren Beitrag „Sanfte Hügel und romantische Seen“ (Februar 2013)
** siehe unsere Beiträge „Im Eisenbahnmuseum I und II“ (März bzw. Oktober 2014) sowie allgemein ergänzend „Im Hafen schlafen“ (Oktober 2013)
1888 trafen Karl Heines Kanalbauer auf die Kiesvorkommen im Schönauer Gebiet, die seit 1856 existierende Feldbahn transportierte in der Folge nun also auch Kies
1918 hat die kleine Bahn den Ersten Weltkrieg unbeschadet überstanden und dank ihrer ungewöhnlichen Spurweite von 800 Millimetern weder die Begierde der deutschen Militärführung noch die der Siegermächte auf sich gezogen
1938 wird die Kiesgrube der von Heine gegründeten Leipziger Westend-Baugesellschaft (LWB) für den Bau des Hafenbeckens enteignet
1958 befindet sich die Feld-/Kiesbahn in ihrer Blütezeit, ein zwölf Kilometer langes Streckennetz verbindet vier Kiesabbaustellen, das Mörtelwerk und zahlreiche Verladestationen miteinander, 35 Lokomotiven sind unterwegs
1968 ist die Kiesbahnwelt noch in Ordnung, lassen aber fehlende Dampfloks und abgebaute Gleise ein Ende schon erahnen (1991 war dann wirklich Schluss)