In der Galerie Irrgang am Dittrichring 6 führt uns Mathias Perlet seit gestern abend in die Irre, zumindest wenn wir nur flüchtig auf seine zumeist großformatigen Arbeiten schauen. Denn dann erfassen wir zwar den „Schönen Schein“ (= Titel der bis 3. Dezember laufenden Ausstellung), nicht aber die Ebenen und Geschichten dahinter. Der Leipziger Künstler konfrontiert in seinen neuen Werken typische Vertreter der „Heilen Welt“ mit der wahren Welt und nutzt dafür sogenannte „Nippesfiguren“, er nutzt sie, möchte sie aber ausdrücklich nicht denunzieren. Ebenso macht er sich über die Sehnsucht nach einer „Heilen Welt“ nicht lustig, er setzt sie einfach nur in verschiedene Beziehungen zur Wirklichkeit, bringt sie gedankenspielend in andere Zusammenhänge.
Statt im Wohnzimmerschrank hinter Glas zu stehen, reiten filigrane Porzellanfiguren bei Mathias Perlet wie Surfer auf einer Welle, stehen auf einer Müllkippe oder treffen sich Reh, Hirsch und Prinzessin konspirativ in der Dunkelheit. Sie machen das, was sie eigentlich nicht tun sollten. Das Schöne und das Bedrohliche sind da nah beieinander. Außerdem tauchen – typisch für diesen Leipziger Künstler – Wälder auf, Wälder, in die junge Menschen in sportlicher Kleidung neben ihren Blicken auch gleich ihre Köpfe hineinversenken. Wir sehen Bilder im Bild und fragen uns: Was ist hier schöner Schein und was das andere? Wo gibt es Geborgenheit und wo lauert Gefahr?
Märchen und Mythen faszinieren Mathias Perlet, der täuschend echt Figürliches in zwei- und dreidimensionale Umgebungen stellt, Tapetenstrukturen nutzt und Bäume von oben nach unten wachsen lässt. Die vermeintliche Wirklichkeit ordnet er in seinen Bildern auf surreale und poetische Weise neu. Selbstverständlich sollen die in der aufwändigen Technik der Lasurmalerei entstandenen Motive zum Denken anregen. Allerdings werden hier keine Wege gezeigt und keine Lösungen vorgegeben. Der Künstler schweigt, die Bilder reden …