Bis zum 9. Oktober 2023 könnt Ihr auf dem Leuschnerplatz eine Raumerweiterungshalle (REH) von außen und innen besichtigen. Früher standen die überall, mittlerweile sind sie so selten, dass man sich freut, eine zu sehen. Die LVZ informierte am 1. September über dieses „Stück DDR-Ingenieurskunst“, das seit Ende der 1950er Jahre in Boizenburg unter der Leitung seines Erfinders Helmut Both hergestellt wurde. Später trug dessen Sohn Klaus Both die Verantwortung. Wir kennen REH-Exemplare in Dölzig, Leutzsch und Schönefeld und nannten sie früher Ziehharmonika.
Über Facebook erfuhren wir von weiteren treffenden Bezeichnungen. So schrieb Marcel, dass in Boxberg eine solche Halle einst als Kneipe diente, zu der alle nur Schlauch sagten. „… da war jeden Abend ordentlich was los.“ Matthias und Tilo erinnerten sich an die Bornaer Tunnelkaufhalle, auch Thomas kaufte in einem solchen Teil Lebensmittel, in Großzschocher, während Steffi das in Grünau tat. Lothar steuerte den REH-Spitznamen Mirny bei, erklärte ihn aber nicht.
Jörg bringt solche Blechhallen mit Erinnerungen an seine Ferienlagerzeit in Verbindung, Holger mit Zelturlauben an der Ostsee und Hajo schätzte sie seinerzeit als Kultur-Treffpunkte mit Büro, Bibliothek und Veranstaltungsraum an der Trasse. Sylke weiß von einem ehemaligen Exemplar am Bagger in Thekla und Steffen von einem weiteren, das der Druckerei H.F. Jütte in der Kreuzstraße 20 als Essensgebäude diente. „Da habe ich bis 1989 gearbeitet.“
Wo sieht man Raumerweiterungshallen heutzutage? Olaf zufolge z.B. in Pirna, da ist eine Wäscherei drin. Sabrina teilte mit, dass in Blankenhain bei Crimmitschau eine Halle noch als Eisdiele eingerichtet ist (Jens berichtete ebenfalls von einer solchen Eisdiele, allerdings aus der Vergangenheit in Dessau). Und Robby meinte, dass in Berlin in der Warschauer Straße zwei REH als Möbellager eines Trödelmarkts fungieren.
Das begehbare Exemplar auf dem Leuschnerplatz wird als Marketing-Stützpunkt für das un/vermeidliche Denkmal genutzt, von dem wir dachten, es hätte sich erledigt. Unser Vorschlag zur Einigung: Errichtet das Ding doch virtuell. Das spart Unmut und Kosten. Und wer es braucht, lädt sich die App runter …