Das hatten wir uns schon lange vorgenommen und machten es Ende August endlich wahr: Einen Tag lang mit der Straßenbahn und dem Bus kreuz und quer durch Leipzig fahren. Die 24-Stunden-Karte für zwei Personen im LVB-Nutzungsbereich 110 kostet derzeit 11 Euro. Wir starteten im Merseburger Bus und fuhren zum Hauptbahnhof. Dort wollten wir in eine Straßenbahn steigen, die entweder den Osten oder Süden zum Ziel hatte. Warum? Weil wir im Westen wohnen und im Norden arbeiten.
Gegenüber vom Gleis, nahe des Denkmals für Bürgermeister Müller, diskutierte und gestikulierte einer mit sich selbst und den Passanten. Dann kam die 4, die Bahn nach Stötteritz (= Südosten), und wir verloren den Mann aus den Augen. Am Grassimuseum schlief ein anderer auf einer Bank der Haltestelle. Unsere Fahrt führte die Dresdner Straße entlang, später über die Riebeckstraße und vorbei am Feierabendheim „Martin Andersen Nexö“. In der Weißestraße entdeckten wir eine alte Werbung: Funkwerk Leipzig – VEB.
Für die verließen wir die 4 in der Arnoldstraße und standen plötzlich zwischen dem einstigen Postamt 27 und der Bäckerei Weck. In letzterer herrschte Andrang, was immer ein gutes Zeichen ist, und unsere Mägen meldeten Frühstücksappetit, weswegen wir wunderbare Doppelbrötchen, knusprigen Prasselkuchen sowie Kaffee zum Mitnehmen erstanden. Auch die Torten und Eclairs sahen verführerisch aus, waren allerdings unserer Meinung nach nicht straßenbahngeeignet.
Nach Frühstückspause und Funkwerkfoto nutzten wir die 4 erneut und erreichten kurz darauf unsere erste Endstelle: Stötteritz. Bei gutem Wetter und guter Laune finden wir Endstellen romantisch, zur falschen Zeit jedoch können sie auch trostlos sein. Wir waren glücklicherweise zur richtigen Zeit vor Ort und rollten bald zurück bis zum Feierabendheim, von dem aus wir rüber zum Technischen Rathaus in der Prager Straße liefen, um die 15 zu erreichen. Nächstes Ziel: Endstelle Meusdorf. Den Monarchenhügel bzw. das Schwarzenbergdenkmal dort ganz in der Nähe hatten wir bislang immer nur im Vorbeifahren wahrgenommen, diesmal besuchten wir die kleine Erhebung ganz direkt.
Das ist Urlaub mit der LVB (Leipziger Verkehrsbetriebe – mit denen wir sonst nichts am Hut haben, die Einzelfahrten sind uns zu teuer), eine individuelle Stadtrundfahrt mit ungezählten Hop-On- und Hop-Off-Möglichkeiten. Einige Bahnen sind alt, andere neu, manche sogar klimatisiert. Außerdem interessant: Wir wurden kontrolliert, vier Mal in sieben Stunden.
wird fortgesetzt