Ansehen Schöne Plätze

Urlaub mit der LVB II

Urlaub mit der LVB 2

Unterwegs mit der LVB in Leipzig geraten einem auch Örtlichkeiten ins Blickfeld, die im Gedächtnis ansonsten weniger präsent sind, zum Beispiel die uns nur schemenhaft bekannte (und geschlossene) Gastwirtschaft in der Nähe des Straßenbahnhofs Probstheida. Hieß die in früheren Zeiten nicht „Zur Endstelle“? Es würde zumindest passen.

Wir waren von Meusdorf gekommen und wechseln am eben erwähnten, neuerdings vom Dänischen Bettenlager betriebenen Straßen- und Busbahnhof das Verkehrsmittel, steigen von der 15 in die 79. Bei der Gelegenheit fotografieren wir das einstige Rathaus bzw. Postamt Probstheida (siehe dazu unseren Beitrag „Rathaus vs. Postamt Probstheida“, September 2016), ehe wir in Richtung S-Bahnhof Connewitz verschwinden.

Dort gibt es ebenfalls eine Endstellenschleife sowie eine Bäckerei, deren Verkäuferin uns mit Schwung und Freundlichkeit zu einem zweiten Frühstück verhilft. Mit der 11 gleiten wir hernach die Bornaische und Karl-Liebknecht-Straße in Richtung Stadt, müssen dabei nicht auf den Verkehr achten, können also entspannt aus den Fenstern schauen.

Erst in der Georg-Schumann-Straße verlassen wir das Gefährt, um ein weiteres, altes Vorhaben in die Tat umzusetzen: Das Eiscafé Capri in der Möckernschen Straße haben wir noch nie frequentiert. Bei Espressi und Schokoeisbecher überlegen wir, wie deutsche Lokale im Ausland wohl heißen würden – Rügen, Thüringen oder Ostsee? (Oberbayern fällt uns irgendwie nicht ein.) Der nette Wirt, wahrhaftig ein Italiener, verrät uns das Geheimnis seines starken „Eschpresso“, er setze acht statt der empfohlenen sieben Gramm Material pro Tasse ein. Das schmeckt man.

Im Anschluss an den Genuss bringen uns Straßenbahnen und Busse über den Wald- und Bayrischen Platz bis zum Adler. Von dort fahren wir mit der 3 raus nach Knauthain bzw. Knautkleeberg – der Bahnhof Knauthain liegt, wie wir alle wissen, ja auf Knautkleeberger Gebiet, und mit ihm die zugehörige Straßenbahnendstelle.

Zurück am Adler wartet der letzte gastronomische Höhepunkt für heute auf uns: Wir probieren einen Ochsenburger für 2,90 Euro bei Meet Beef (Zschochersche Straße 101) und sind dabei auch als Fleisch-Laien und Discount-Ernährer hin und weg. Zart, wohlschmeckend und hübsch anzusehen präsentiert sich die Speise, auch der Laden selbst ist – zurückhaltend – schick und der Chef ein sympathischer Typ. Für unsere Fleischerei-Fotosammlung hatten wir hier im Frühjahr ein Außenbild gemacht, jetzt waren wir drin und empfehlen die Kombination aus Fleischerei und Imbiss warmen Herzens weiter*. Genug gegessen und erlebt. Es geht mit der Bahn zur Angerbrücke und von dort mit dem Bus nach Hause.

siehe auch unsere Beiträge „Verlassene Bahnhöfe V“ (Mai 2012), „Leipziger Rathäuser I und II“ (November 2013) sowie „Fleisch- und Wurstwaren II“ (Februar 2016)

Nachtrag 1: Thorsten schrieb uns auf Facebook, dass es in Großzschocher einmal eine Gaststätte „Zur Endstelle“ gegeben hat. Angelika erinnerte sich wie wir an eine solche neben dem ehemaligen Straßenbahnhof Probstheida. Und Jens hat genau dort mal ein Bier getrunken. Julius, der uns immer wieder mit Fakten und Anregungen unterstützt, schaute ins 1973er Fernsprechbuch für den Bezirk Leipzig (S. 160) und bringt Klarheit in die Diskussion: „Zur Endstation“ befand sich in der Straße des Komsomol 211 (Dieskaustraße), außerdem gleichnamig in der Leninstraße 282 (Prager Straße). Danke!

Nachtrag 2: Julius fand noch mehr heraus, er las in H.-H. Schimpfermanns Kompendium „Wirtliches an der Pleiße“ von einer dritten Endstation – in der Holzhäuser Straße 99. Wir danken herzlich!

* Nachtrag 3: Im November 2016 hat das Meet Beef am Adler als Laden und Imbiss leider schon wieder geschlossen, als Party-Service und Caterer lebt es jedoch zum Glück weiter.

Nachtrag 4: Im Dezember 2016 erwarben wir das Pro-Leipzig-Stadtteillexikon „Großzschocher-Windorf“, in dem die Gaststätte Endstation aufgeführt und abgebildet (Foto von 1910) ist, im Januar 2017 fügten wir unserer Galerie ein aktuelles Foto hinzu, das Lokal heißt heute „Omachi“.