Ja, auch wir sind letztens mit der neuen S-Bahn gefahren, und zwar vom Untergrundmessehaus, also vom Markt, bis nach Connewitz. Unterwegs sahen wir das verlassene Bahnbetriebswerk Bayrischer Bahnhof, direkt an der Station Leipzig-MDR, und in Connewitz zwei ebenso verlassene Abfertigungsgebäude. Wie momentan üblich wurde in deren Blickweite eine neue Haltestelle eingerichtet – der alte Bahnhof gammelt vor sich hin.
Für uns ist das schwer zu verstehen. Die Spitzen der zuständigen Regierungen (Bundesregierung, sächsische Regierung) und mit ihnen auch die Spitzen von Wirtschaft und Verwaltung sind politisch den Konservativen zuzuordnen. Und Konservative wollen doch bewahren (= konservieren), dachten wir. Bei Bahnhöfen allerdings scheinen die Entscheider das Alte nicht zu mögen. Es ist ihnen egal bis lästig, sie wollen es loswerden, verkaufen, manchmal auch abreißen. Warum?
Hier könnten sie (und wir) so schön das Erbe der Väter und Vorväter pflegen: Architektur aus der Kaiserzeit, der Nähe zur DDR unverdächtig, genutzt von der Reichsbahn bis 1990. Stattdessen wurden die alten Bauten aufgegeben (und von neuen Tatsachen an den Rand gedrängt) – lasst sie uns besuchen und fotografieren, solang es sie noch gibt. Übrigens: Alte Bahnhöfe wären in der Lage, als touristische Anziehungspunkte zu fungieren.
Nachtrag am 31.03.2017: Vielen Dank an unseren Leser Stefan! Er schickte ein wunderbares Bild vom Bahnbetriebswerk Bayrischer Bahnhof (S-Bahn-Station Leipzig-MDR). Dort hätten umfangreiche Baumfällarbeiten stattgefunden, schreibt er. Vielleicht passiere ja jetzt etwas. Na, mal gucken.
Nachtrag am 08.12.2023: Lutz ließ uns interessante Erinnerungen an das Bahnbetriebswerk Bayrischer Bahnhof zukommen: „Die Ecke rechts am Rundschuppen (siehe Stefans Foto) ist das Nebengebäude … 1974 war es Umkleide und Waschraum für uns Schlosser. Betreut wurden hier aus unter Leitung von Meister Schultze die Technischen Anlagen der Bahn in Form von Kompressoranlagen (Luftversorgung lokal des Leipziger Hbf.s und anderer) die Drehscheiben und Tankanlagen der Bahn. Die Verladebrücken für die Stückgutannahme sowie Gleiswagen. Eine war sozusagen genau gegenüber auf dem Gelände des Schlachthöfe. Lecker und ideal für das 1. Lehrjahr, dort in der Grube zwischen den Maden zu arbeiten.“ Danke, Lutz!
