Das nach dem Fotografen und Kriegsberichterstatter Robert Capa* sogenannte Capa-Haus in der Jahnallee 61 ist in Leipzig zwar eine kleine Berühmtheit, nichtsdestotrotz scheint es in sich zusammenzurutschen. Wer mehr dazu wissen möchte, googelt, wer Bilder von innen sehen möchte, folgt dem Link: www.lipinski.de/capa, und wer schießlich am äußeren Zustand im Januar 2013 interessiert ist, schaut sich unsere Fotos an.
Im Capa-Haus-Ladenlokal an der Ecke zur Luppenstraße verlängerten wir in den 1980er Jahren schlangestehend etliche Male unsere LVB-Monatskarten (7 Mark für Lehrlinge; damals sagte niemand Capa-Haus). In der Tanzbar „Melodie“ (Eingang zur Kreuzung hin) waren wir leider nie – wahrscheinlich kam sie uns in ihrer aktiven Zeit zu erwachsen vor. Und neben dem eigentlichen Hauseingang muss es in den 1990ern ein Geschäft mit dem Namen „Das gute Angebot“ gegeben haben, man kann’s noch lesen.
Von der Lützner Straße aus erkennt man weiterhin die Wirtschaftsräume der ehemaligen Tanzbar und sieht im Hof nicht unbedingt einstürzende Neubauten, dafür der Schwerkraft, der Nässe und mangelnder Wartung nachgebende Balkonkonstruktionen. Ob das noch was wird mit dem Capa-Haus?! Zur Zeit kann man sich’s kaum vorstellen.
Hinweis: Wir „schmuggelten“ ein lindenautypisches Bild in die Galerie, aufgenommen fünf Häuser weiter, am Ende der Jahnallee, gegenüber des Straßenbahnhofs Angerbrücke, am Eingang der Zschocherschen Straße. Das Motiv gefiel uns so gut.
* Er hatte hier in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs ein recht bekanntes Foto gemacht.
Nachtrag 1: Am 02.03.2013 schreibt die Leipziger Volkszeitung (LVZ), „dass die LS Immobiliengruppe aus dem bayerischen Mühldorf soeben den Bauantrag eingereicht hat“. Wir erfahren: „Nach den Plänen des Investors wird nicht nur das Capa-Haus, sondern werden auch die beiden angrenzenden Gebäude in der Luppenstraße denkmalgerecht restauriert.“ Von einem Baustart im September 2013 ist die Rede.
Nachtrag 2: Im Februar 2016 ist das Haus tatsächlich restauriert und unten in den Räumen der einstigen Tanzbar Melodie das Café Eigler (vormals Stötteritz) eingezogen. Als wir es besuchen wollten, fanden wir keinen freien Platz …
Nachtrag 3: „Capahaus nach zwei Jahren fertig saniert“, schlagzeilt die LVZ am 29.02.2016. Wir lesen von 40 Wohnungen und dem Architekten Otto Gerstenberger („der auch die Musikalische Komödie erbaute“), erfahren vom Baujahr 1910, dass die Tanzbar Melodie 1991 schloss und der „letzte Altmieter der Jahnallee 61 … 1992 auszog“.
Nachtrag 4: In Helmut-Henning Schimpfermanns Gaststättenführer „Wirtliches an der Pleiße“ steht über die Melodie: „Friedrich-Ludwig-Jahn-Allee 61. 1961 HO-Gaststätte mit 80 Plätzen, später Café und schließlich Tanzcafé mit Disco zu Messezeiten. 1991 im April nicht mehr bewirtschaftet.“
siehe auch unseren Beitrag „Spinattorte im Sitzen“ (Januar 2018)